Celle

Celle (veraltet Zelle), Stadt (Stadtkreis) im [ehem.] preußischen Regierungsbezirk Lüneburg, am Einfluss der Fuhse und Lachte in die schiffbare Aller und an der Staatsbahnlinie Lehrte–Harburg, 38 m ü. M., hat ein Schloss (von 1485), in dem die Königin Karoline Mathilde von Dänemark nach ihrer Verbannung von 1772–75 lebte, fünf evangelische und eine katholische Kirche, unter jenen die Stadtkirche mit der Gruft der celleschen Herzöge, eine Synagoge, ein Oberlandesgerichtsgebäude (mit Bibliothek von 60.000 Bänden und wertvollen Handschriften des »Sachsenspiegels«) und ein Landschaftshaus. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1900) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 77 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 46) auf 19.883 Seelen, darunter 1463 Katholiken und 93 Juden. Die Industrie liefert Wollengarn, Zigarren, Schirme, Isoliermörtel, physikalische Instrumente, Cakes, Korbmöbel, Leder, Portefeuillewaren, Filter, Maschinen etc.; ferner gibt es Wachsbleichen, Handelsgärtnereien, Dampfsägemühlen und Ziegelbrennerei. Der Handel ist lebhaft in Holz, Wolle, Honig, Wachs und Preißelbeeren. Celle hat ein Gymnasium, eine Realschule, Waisenhaus, Museum, Landgestüt, Hebammenlehranstalt und eine Strafanstalt und ist Sitz eines Oberlandesgerichts, eines Amtsgerichts, eines Hauptsteueramts, des Landratsamts für den Landkreis Celle, einer Reichsbanknebenstelle und eines Ritterschaftlichen Kreditvereins. In der Nähe die Dörfer Lachendorf an der Lachte, mit großer Papierfabrik, und Wietze an der Wietze, mit Erdölquellen. Celle ist Geburtsort des Dichters Ernst Schulze (1789) und des Landwirts Thaer (1752). Zum Oberlandesgerichtsbezirk Celle gehören die neun Landgerichte zu Aurich, Detmold, Göttingen, Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Osnabrück, Stade, und Verden.
Die jetzige Stadt Celle (ursprünglich Neu-Celle) wurde 1292 von Herzog Otto dem Strengen 1 km von dem jetzt nur noch ein Dorf bildenden Altencelle angelegt und erhielt 1294 braunschweigisches Stadtrecht. Seit dem 14. Jahrhundert bis 1705 war Celle Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg Cellescher Linie. 1757 ward es von den Franzosen unter Richelieu besetzt und die Vorstädte niedergebrannt. Die besonders im 16. Jahrhundert angelegten Befestigungen wurden nach dem Siebenjährigen Kriege beseitigt. Im Hausvertrag von Celle (3. Dez. 1610) wurde die Unteilbarkeit des Fürstentums Lüneburg festgesetzt. Der Friede von Celle, 5. Febr. 1679, erklärte den Beitritt Schwedens zum Frieden von Nimwegen; es erhielt gegen Abtretung des Amtes Thedinghausen und der Vogtei Dörverden das Herzogtum Bremen und das Fürstentum Verden zurück.
Märkte in Celle
- Flohmarkt in Wietzenbruch
- Flohmarkt im Französischen Garten
- Weihnachtsmarkt in Celle
- Hallenflohmarkt in der CD-Kaserne
Bibliographie
- Dehning: Geschichte der Stadt Celle (Celle 1891)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909