Aschaffenburg

Aschaffenburg.

Aschaffenburg, unmittelbare Stadt im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken, an der Aschaff und am Main, 141 m ü. M., ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Treuchtlingen–Aschaffenburg, Aschaffenburg–Amorbach u.a. Das Schloss (Johannisburg), von dem Kurfürsten von Mainz, Johann Schweikard von Kronberg, 1605–14 im Stil der Renaissance erbaut, enthält eine Gemäldegalerie, eine Kupferstichsammlung und eine Bibliothek. Unter den gottesdienstlichen Gebäuden (eine evangelische, neun katholisch Kirchen, eine Synagoge) ist die Stiftskirche zu St. Peter und Alexander hervorzuheben, eine romanische Kreuzbasilika mit unregelmäßigem Grundriss, mit dem Grabmal des Kardinals Albrecht von Brandenburg von Peter Vischer (s. Tafel »Grabmäler«, Fig. 13), um 976 gegründet und 1870–81 restauriert. Andere bemerkenswerte Gebäude sind der Schönborner, Bassenheimer und Dalberger Hof, das sogen. pompejanische Haus, die getreue Nachbildung der in Pompeji ausgegrabenen Casa del questore, die König Ludwig I. von Bayern 1842–1849 ausführen ließ. Aschaffenburg zählt (1900) mit der Garnison (ein Jägerbataillon Nr. 2) 22.184 Einw. (darunter 2779 Evangelische und 604 Juden), die Fabrikation von Buntpapier, Zellulose und Papier, Holzstoff, Farben, Lack, Eisschränken, Kochherden, Zigarren, Leim, Likör etc. betreiben; ferner gibt es ansehnliche Bierbrauereien, eine Samenklenganstalt, Steinhauerei, Schiffahrt etc. Der Handel, unterstützt durch die Kettenschiffahrt auf dem Main sowie durch die Aschaffenburger Volksbank und mehrere Bankinstitute, befasst sich vorzugsweise mit Holz, Vieh, Wein, Waldsamen, Sand- und Kalksteinen etc. An Anstalten besitzt Aschaffenburg eine Forstlehranstalt, ein Gymnasium mit Lateinschule, ein Studienseminar, eine Realschule, ein Lehrerinnenseminar, eine Musikschule etc. Aschaffenburg ist Sitz eines Bezirksamts und eines Landgerichts (für die zehn Amtsgerichte zu Alzenau, Amorbach, Aschaffenburg, Klingenberg, Lohr, Marktheidenfeld, Miltenberg, Obernburg, Schöllkrippen, und Stadtprozelten). Belustigungsorte und Spaziergänge in der Umgebung der Stadt sind das »schöne Tal«, parkähnliche Anlagen, die sich fast ringsum Aschaffenburg ziehen; die Fasanerie und der vielbesuchte »schöne Busch«, ein großer Park mit Seen, Irrgarten, Restauration etc. Auf dem Friedhof ruhen W. Heinse, der Verfasser des »Ardinghello«, dem König Ludwig I. an der Mauer einen Denkstein setzen ließ, und der Dichter Klemens Brentano.

Märkte in Aschaffenburg

Aschaffenburg, im Mittelalter Aschafaburg, auch Askenburg genannt, bestand als Kastell schon zur Römerzeit. Im 10. Jahrhundert kam Aschaffenburg, das bereits im 8. Jahrhundert als Stadt genannt wird, an den Herzog Otto von Schwaben, der 974 daselbst das Stift der Heiligen Peter und Alexander gründete. Das Stiftsgebiet kam bald an Kurmainz, das bis 1558 die Propstei Aschaffenburg bestehen ließ. Auf dem Fürstentag zu Aschaffenburg setzte Enea Silvio im Juli 1447 die Lossagung der deutschen Fürsten vom Baseler Konzil und die Anerkennung des Papstes Nikolaus V. durch und bereitete das Wiener Konkordat vor, das deshalb auch Aschaffenburger Konkordat benannt wird. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Aschaffenburg von beiden Parteien wiederholt eingenommen. Nach Auflösung des Erzstifts Mainz (1803) ward Aschaffenburg Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums (s. oben) und kam mit diesem 1814 an Bayern. Bei Aschaffenburg wurde 14. Juli 1866 die österreichische Division Neipperg von der preußischen Division Goeben geschlagen und die Stadt von dieser erstürmt.

Bibliographie

  • Dumas, Alexandre: Der Schleier im Main
  • Schober: Führer durch Aschaffenburg etc. (4. Aufl., Aschaffenb. 1902)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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