Stargard

Stargard.

1) Stargard in Pommern, Stadt (Stadtkreis) im [ehem.] preußischen Regierungsbezirk Stettin [jetzt in der Woiwodschaft Westpommern in Polen], an der Ihna, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Stetting–Belgard, Posen–Stargard u. a., 28 m ü. M., hat vier evangelische und eine katholische Kirche, eine Synagoge und (1905) mit der Garnison (ein Grenadierregiment Nr. 9) 26.907 Einwohner (davon 1387 Katholiken und 410 Juden), die Eisengießerei, Maschinen-, Geldschrank-, Schuhwaren-, Lack-, Filzwaren-, Dachpappen-, Seifen-, Bürsten, Spiritus- und Zigarrenfabrikation, Gerberei, Bierbrauerei, Feilenhauerei und Dampfschleiferei betreiben.

Stargard hat außerdem eine Dampfmühle, zwei Dampfmolkereien und bedeutende Landwirtschaft. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, ist besonders lebhaft in Getreide, Vieh und Produkten. Stargard hat ein Gymnasium, eine Realschule, eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Zentralgefängnis, ein Waisenhaus etc. und ist Sitz eines Landgerichts, eines Landratsamts (für den Kreis Saatzig), eines Hauptsteueramts und einer Landschaftsdépartements-Direktion. Die städtischen Behörden zählen 14 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete. In der Nähe der Madüesee (s. Madüe). Stargard erhielt 1253 Stadtrecht und ward dann die Hauptstadt von Hinterpommern. Zum Landgerichtsbezirk Stargard gehören die 14 Amtsgerichte zu Dramburg, Falkenburg, Gollnow, Greifenberg in Pommern, Jakobshagen, Kallies, Labes, Massow, Naugard, Nörenberg, Pyritz, Regenwalde, Stargard und Treptow a. R. Vgl. Petrich, Stargarder Skizzenbuch (Stargard 1877); Böhmer, Beiträge zur Geschichte der Stadt Stargard (das. 1902–04, 6 Hefte); Zuck, Führer durch Stargard (das. 1900).

2) Preußisch-Stargard, Kreisstadt im [ehem.] preußischen Regierungsbezirk Danzig, an der Ferse, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Schneidemühl–Güldenboden, Schmentau–Preußisch-Stargard und Schöneck i. W.–Preußisch-Stargard, hat eine evangelische und eine katholische Kirche, Synagoge, ein Denkmal Kaiser Wilhelms I., Gymnasium, Präparandenanstalt, Amtsgericht, Hauptsteueramt, Reichsbanknebenstelle, Eisengießerei, Kupferschmiederei, Schnupftabak-, Möbel-, Schuhwaren-, Spiritus- und Essigfabrikation, Holzbearbeitungsanstalt, große Mühlen, Bierbrauerei und (1905) mit der Garnison (eine Abteilung Feldartillerie Nr. 72) 10.485 Einwohner, davon 4252 Evangelische und 352 Juden. Dabei die Irrenanstalt Konradstein. Vgl. Stadie, Geschichte der Stadt Stargard (Starg. 1864).

3) Stargard an der Linde, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz, an der Staatsbahnlinie BerlinStralsund, hat eine evangelische Kirche, Amtsgericht, Domanialamt, Furniertischlerei, Böttcherei, Wollspinnerei, Tuchmacherei, fünf Dampfschneidemühlen, eine Walkmühle und (1905) 2328 evangelische Einwohner. Dabei auf steiler Höhe die Alte Burg Stargard mit Wartturm. Vgl. v. Örtzen, Geschichtliches von Burg und Amt Stargard (Rost. 1890). Nach Stargard wurde ehemals auch der Hauptteil des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz benannt (s. Strelitz, Herzogtum). Vgl. Burgenweihnacht auf der Burg Stargard und Stargarder Weihnachtsmarkt.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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