Ratibor

Ratibor.

Ratibor (heute Racibórz in Polen), Stadt (Stadtkreis) im [ehem.] preußischen Regierungsbezirk Oppeln, an der hier schiffbar werdenden Oder, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Brieg-Oderberg, Ratibor-Leobschütz und Ratibor-Troppau, 185 m ü. M., hat eine evangelische und vier katholische Kirchen, Synagoge und (1905) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 62 und drei Eskadrons Husaren Nr. 3) 32.690 Einwohner, davon 4138 Evangelische und 823 Juden.

Die Industrie ist sehr ansehnlich. Ratibor hat bedeutende Eisengießerei und Maschinenfabrikation, eine Stahl- und Schamottefabrik, eine Eisenbahnwerkstätte, eine große Eisenwarenfabrik, bedeutende Zigarrenfabrikation, Fabrikation von Korken, chemischen Präparaten, Watte, Insektenpulver, Seife, Papier und Pappe, Düten, Möbeln, Presshefe, Zucker, Schokolade, Honigkuchen, Malz, künstlichem Dünger, Leim, Schwefelsäure etc., ein Elektrizitätswerk, lithographische Anstalten, Bierbrauerei, Dampfsäge-, Öl- und Mahlmühlen, Kunst- und Handelsgärtnerei etc. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, durch die Oberschlesische Fürstentumslandschaft und andere Geldinstitute, ist besonders bedeutend in Steinkohlen, Fellen, Holz, Schnupftabak, Wein und Landesprodukten. Ratibor hat ein Gymnasium, ein Realgymnasium, ein katholisches Schullehrerseminar, Taubstummenanstalt, Waisenhaus, Theater, Strafanstalt und ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptsteueramts, eines Bergreviers und des Landratsamts des Landkreises Ratibor. Ratibor erhielt 1217 deutsches Stadtrecht. – Zum Landgerichtsbezirk Ratibor gehören die 10 Amtsgerichte zu Bauerwitz, Gnadenfeld, Hultschin, Katscher, Kosel, Leobschütz, Loslau, Ratibor, Rybnik und Sohrau.

Bibliography

  • Wetzel: Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor (2. Aufl., Ratibor 1881)
  • Wetzel: Geschichte des Ratiborer Archypresbyteriales (Ratibor 1886)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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