Ludwigsburg

Residenzschloss Ludwigsburg.

Ludwigsburg, zweite Residenzstadt des Königreichs Württemberg, Hauptstadt des Neckarkreises, 2 km vom Neckar, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Bretten–Friedrichshafen und Ludwigsburg–Heutingsheim, 292 m ü. M., ist im Geschmack des 17. Jahrhunderts gebaut, hat schöne Plätze (auf dem Wilhelmsplatz ein Denkmal Schillers, von Hofer), zwei evangelische und zwei katholische Kirchen (darunter die neue Garnisonkirche), Synagoge, acht Tore und anmutige Spaziergänge und Alleen. Das königliche Schloss (mit Park), ein umfangreicher Prachtbau, enthält viele Säle, eine Hof- und Ordenskapelle, die Fürstengruft, eine Galerie württembergischer Regenten und eine Gemäldegalerie. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1900) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 121, ein Dragonerregiment Nr. 25, ein Ulanenregiment Nr. 20, 2 Feldartillerieregimenter Nr. 29 und 65 und ein Trainbataillon Nr. 13) auf 19.436 Seelen, davon 2319 Katholiken und 243 Juden. Die Industrie beschränkt sich auf Fabrikation von Metall-, Eisen- und Drahtwaren, Korsetten und Zichorie, auf Woll-, Baumwoll- und Leinweberei, Orgel- und Pianofortebau, Ziegelfabrikation, Bierbrauerei etc. Ludwigsburg ist Sitz einer Regierung, eines Oberamtes, eines Amtsgerichts, des Stabes der 26. Artillerie- und der 52. Infanteriebrigade, eines Generalsuperintendenten und hat ein Gymnasium, eine Realschule, Handelsschule, ein Stift für verwahrloste Kinder, Augenheilanstalt, Kinderheilanstalt etc. In der Umgebung liegen die Lustschlösser Monrepos und Favorite. – Herzog Eberhard Ludwig ließ hier 1704 ein Jagdschloss bauen, dem er später ein Hauptgebäude hinzufügte, und bald erweiterte sich diese Anlage zu einer Stadt, als die Geliebte desselben Herzogs, Fräulein v. Grävenitz, diesen bewog, die Residenz nach Ludwigsburg zu verlegen (1724). Ludwigsburg ist Geburtsort des Schriftstellers David Friedr. Strauß, der Dichter Justinius Kerner und Ed. Mörike und des Ästhetikers Fr. Vischer.

Garnisonmuseum Ludwigsburg.
Garnisonmuseum Ludwigsburg

Von 1758 bis 1824 bestand in Ludwigsburg eine zuerst auf Rechnung des Herzogs Karl Eugen geführte, später von seinen Nachfolgern übernommene Porzellanfabrik, die Figuren, Vasen, Prachtservice, Spielereien etc. in Rokokogeschmack und später auch im Empirestil erzeugte.

Stuttgarter Torhaus in Ludwigsburg.
Stuttgarter Torhaus in Ludwigsburg

Charakteristisch für dieses in Prachtstücken seltene Ludwigsburger Porzellan ist seine Dekoration mit Vögeln, Käfern, Schmetterlingen und Blumengirlanden in Relief und Malerei. Die bis 1806 geführte Fabrikmarke s. Abbildung. Bis 1818 folgte FR und unter Wilhelm I.: WR. Nach der Krone hieß das Ludwigsburger Porzellan im Handel Kronenburger.

Bibliographie

  • Belschner: Ludwigsburg in zwei Jahrhunderten (Ludwigsburg 1904)
  • Hänle: Württembergische Lustschlösser, Teil 1 (Würzb. 1846)
  • Jäger: Rokokomalereien auf Ludwigsburger Porzellan (10 Tafeln, Stuttg. 1893)
  • Schanzeubach: Alt-Ludwigsburg (Ludwigsburg 1897)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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