Giebel

Giebel am Rathaus in Paderborn.
Giebel am Rathaus in Paderborn

Giebel heißt der dreieckige, lotrechte Abschluss an den Enden eines Sattel- oder Pultdaches, der entweder von dem Dach überragt wird (gedeckter Giebel), oder das Dach überragt (freier Giebel). Je nach den ursprünglichen vom Klima abhängigen flacheren oder steileren Dachneigungen der antiken und von ihnen abgeleiteten sowie der mittelalterlichen Bauweisen erhalten die Giebel eine im Verhältnis zu ihrer Breite geringere oder größere Höhe. Die antiken Giebel werden von Gesimsen, die Vereinfachungen des Hauptgesimses darstellen, eingefasst, sind in ihrem Feld, Tympanon (s. Giebelfeld), gewöhnlich mit Hochreliefdarstellungen oder mit Freigruppen geschmückt und zeigen auf ihrer Mitte und auf den Ecken pflanzliche, tierische oder Gerätegebilde als freie Endigungen, sogenannte Akroterien. Die freien mittelalterlichen Giebel folgen entweder der Dachneigung mit einfacher Schräge, und ihr in einer Kreuzblume oder dergleichen endigendes Dachgesims ist dann oft mit Krabben besetzt, oder sie zeigen als Treppen- (Staffel-)Giebel bald einfache, bald mehr oder weniger reich aufgelöste Abstufungen, die dann im Zusammenhang mit der Flächengliederung des Giebels zu stehen pflegen (Beispiel s. Tafel »Architektur XI«, Fig. 5; Rathaus in Paderborn). Unter Giebelwand und Giebelmauer versteht man den Giebel samt der unter ihm befindlichen Wand oder Mauer.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Giebel oder Fronton nennt man an einem Gebäude einen Teil seiner Seitenwände. Ehe nämlich ein regelmäßiges Gebäude das Dach erhält, besteht dasselbe gewöhnlich äußerlich aus vier gleich hohen Mauern, von denen je zwei gegenüberstehende gleich lang sind. Wird nun das Haus bedeckt, so kann man entweder ein flaches Dach auflegen, oder man kann an jede Mauer eine geneigte Fläche anlegen – in beiden Fällen hat das Haus keinen Giebel – oder endlich, man kann nur von zwei gegenüberstehenden (gewöhnlich den längeren) Mauern derartige geneigte Flächen in die Höhe führen, und die beiden anderen (kürzeren) Mauern senkrecht in die Höhe verlängern. Diese gewöhnlich Dreiecke darstellenden Verlängerungen heißen die Giebel des Hauses. Ist das Dach nicht flach zugespitzt, sondern gewölbt, so erhält auch der Giebel eine gerundete Gestalt (s. Schweifgiebel). Gewöhnlich wird die Giebelseite eines Gebäudes nicht zur Front desselben gemacht; doch findet man besonders in den alten mittelalterlichen Städten viele Gebäude, welche so gestellt sind, dass die Giebel die Vorderseiten bilden. Oft sind dann diese Giebel noch vielfach verziert und gehen über das Dach hinaus, sodass sie dieses fast ganz verbergen. Die Griechen und Römer brachten entweder gar keine oder nur sehr niedrige Giebel an, wogegen in der gothischen Baukunst sehr hohe und spitze Giebel üblich waren. Frontons heißen auch die niedrigen dreieckigen Überbaue, welche man zuweilen zur Verzierung der Fenster und Türen über diesen anbringt.

Quelle: Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, 5. Auflage 1911

Glossar militärischer Begriffe