Britisch-Somaliland

Britisch-Somaliland, von 1884 bis 1960 ein britisches Protektorat an der Nordostküste Afrikas, zwischen 43°15′ und 49° östlicher Länge, 176.000 km² groß, mit 154.000 Einwohnern. Das Gebiet wurde 1875 durch Ägypten erobert, 1884 von England besetzt und dem Residenten in Aden unterstellt. Seit 1899 machte den Engländern der Hadschi Mohammed Abdullah Hassan, genannt der Tolle Mullah, ein Anhänger des Sektenstifters Mohammed Salih, viel zu schaffen, weil er seine Landsleute, die Ogadenstämme der Somal, gegen England aufreizte und trotz verschiedener gelungener Vorstöße von seiten der Engländer und der verbündeten Abessinier ins Dschubaland (namentlich 1901) lange nicht zu fassen war.

Das Land wird durchzogen von zwei Bergketten, die das Wadi Nogal einschließen, das sehr fruchtbar und reich an Mineralien, Elfenbein und Waldprodukten sein soll. Durch dieses Tal zieht die große Handelsstraße von Ogaden nach der Küste. Die Landschaften Mijjertheu und Warsangali liefern viel Gummiarabikum und Myrrhe. Wild ist in Menge vorhanden. Die Eingeborenen sind arabischer/eurasischer Abstammung. Sie sind gute Händler und zugleich kriegerisch. Dem Islam hängen sie als Strenggläubige an. Die wichtigsten Küstenplätze sind Zeila, Berbera, Bulhar, Zulia und Karam. Der Hauptort Berbera hat einen guten Hafen am Golf von Aden, ist Sitz des englischen Konsuls und politischen Agenten, dem eine kleine Truppe indischen Militärs zur Verfügung steht, und hat eine große jährliche Messe, zu der über 30.000 Menschen aus allen Ländern des Ostens zusammenströmen. Der Handel ist in den letzten Jahren infolge des Wettbewerbs des französischen Hafens Dschibuti sehr gesunken, und dies wird sicher noch mehr der Fall sein, sobald die von dort nach Harar gebaute Bahn vollendet sein und damit der Handel mit Abessinien diesen Weg nehmen wird. 1902 wurde der Hafen von Hals (Hes) dem Verkehr eröffnet. Es betrug der Handelsverkehr 1900/1901 in Rupien (1,36 Mk.): 5.909.000 Einfuhr, 5.460.000 Ausfuhr. Eingeführt werden Baumwollengewebe, irdene und Glaswaren, Datteln, indische Hirse, Reis u. a., ausgeführt Gold, Elfenbein und Zibet aus Abessinien, Saffran, Gummi, Harz, Häute, Kaffee, flüssige Butter, Straußfedern u.a.

Bibliographie

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Historische Orte