Teschen
Teschen, Fürstentum im österreichischen Herzogtum Schlesien, besteht aus dem größten Teil des früheren Teschener Kreises, der 1849 in die jetzigen Bezirkshauptmannschaften Teschen, Bielitz und Freistadt aufgelöst ward (s. Karte »Böhmen, Mähren und Schlesien«). Teschen, dessen Gründungsgeschichte in sagenhaftes Dunkel gekleidet ist, bildete 1163–1290 eine Kastellanei des Herzogtums Oppeln, 1290–1653 ein eigenes Herzogtum unter Regenten aus dem piastischen Hause, die aber schon seit 1292 unter böhmischer Lehnsoberhoheit standen. Der letzte männliche Spross, Herzog Friedrich Wilhelm, gest. 1625, vererbte das Fürstentum an seine Schwester Elisabeth Lucretia (1625–1653), die aber vom Fiskus nur als Nutznießerin der Herrschaft auf Lebenszeit anerkannt wurde. Nach ihrem Tode fiel das Herzogtum an Kaiser Ferdinand III. als König von Böhmen und verblieb bei der Krone Böhmen, bis Kaiser Karl VI. dasselbe 1722 dem Herzog Leopold von Lothringen lehnsweise übergab, dem 1731 sein Sohn Franz Stephan, nachmaliger Kaiser Franz I., im Besitz folgte. Von dessen Sohn Joseph II. erkaufte Kaiserin Maria Theresia das Herzogtum und übertrug es an ihre Tochter, Erzherzogin Maria Christina, und deren Gemahl, Prinz Albert von Sachsen, der den Titel eines Herzogs von Sachsen-Teschen annahm. Von ihm erbte es 1822 Erzherzog Karl, dann dessen ältester Sohn, Albrecht, und nach dessen Tode, 1895, erbte dessen Neffe Friedrich die weitausgedehnten Besitzungen. Vgl. Biermann, Geschichte des Herzogtums Teschen (2. Aufl., Teschen 1894).

Teschen (poln. Cieszyn), Stadt in Österreichisch-Schlesien, 296 m ü. M., an der Olsa, der Staatsbahnlinie Kojetein–Bielitz und der Kaschau–Oderberger Eisenbahn, hat 8 kath. Kirchen, eine evang. Kirche, eine Synagoge, ein Schloss des Erzherzogs Friedrich mit altem Turm (Rest des Piastenschlosses aus dem 12. Jahrhundert), ein Denkmal Josephs II., Fabrikation von Möbeln, Wagen, Uhren, Draht und Drahtstiften, Eisengeschirr, Fenstern und Türen, Leder und Maschinenriemen, Bierbrauerei, Mälzerei, Branntweinbrennerei, Buchdruckerei, lebhaften Handel und (1900) 18.581 vorwiegend deutsche und katholische Einwohner.
Teschen ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Kreisgerichts, hat ein deutsches und ein polnisches Obergymnasium, eine deutsche Oberrealschule, eine Lehrerbildungsanstalt, ein evangelisches Alumneum, eine Lehrerinnenbildungsanstalt der Barmherzigen Schwestern, ein Museum, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, zwei Sparkassen und ein Krankenhaus. – Hier wurde durch den am 13. Mai 1779 zwischen Maria Theresia und Friedrich II. abgeschlossenen Frieden der Bayerische Erbfolgekrieg beendet. Vgl. Peter, Teschen, historisch-topographisches Bild (Teschen 1878) und Geschichte der Stadt T. (das. 1882); Unzer, Der Friede von Teschen (Kiel 1903).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909