Erdarbeiten
Erdarbeiten (Erdbauten), die bei Anlage von Land- und Wasserstraßen zur Ausgleichung der Unebenheiten in der Bodenoberfläche, zur Bildung von Baugruben für Kunstbauten (Stütz- und Futtermauern, Durchlässe, Brücken, Schleusen u. dgl.) und Hochbauten (Gebäulichkeiten aller Art), mit Erdmassen auszuführenden Arbeiten, wobei Dämme (Aufträge) oder Einschnitte (Abträge) herzustellen sind. Zu den Vorarbeiten gehört die Untersuchung des Erdbodens auf seine geognostische Beschaffenheit unter gleichzeitigem Studium geognostischer Karten und vorhandener natürlicher und künstlicher Entblößungen der Erdrinde (Uferwänden, Einschnitten, Steinbrüchen etc.) mittels Probegruben, Versuchsschlitzen, Schächten, Stollen, Bohrungen. Bei Erdarbeiten eines Verkehrswegs wird mit Rücksicht auf das Ergebnis von Bodenuntersuchungen und nach mancherlei besondern Gesichtspunkten dessen Linienführung nach Grundriss und Höhenlage entworfen und auf dem Feld abgepflockt, sodann das Längennivellement und die Querprofile aufgenommen und die Größe der sich ergebenden Dämme und Einschnitte berechnet. Dabei wird im allgemeinen eine Massenausgleichung in der Weise angestrebt, dass die Einschnitte nicht größer gemacht werden, als mit Rücksicht auf die Größe der Dämme wünschenswert erscheint. Abweichungen von dieser Regel ergeben sich, wenn ein Einschnitt zu Kunst- oder Hochbauten brauchbares Steinmaterial enthält und sich deshalb zweckmäßig ausbeuten lässt, oder wenn umgekehrt das Einschnittsmaterial zu schlecht für die Dammbildung ist und deshalb als toter Damm seitlich abgelagert und das für den zugehörigen Damm erforderliche Schuttmaterial aus besonders angelegten Einschnitten, Füllgruben, neu gewonnen wird. Jedenfalls aber ist eine Massenverteilung im einzelnen vorzunehmen, d. h. es ist für jeden Kubikmeter Bodenmaterial Gewinnungsort und Verwendungsort und die Entfernung, auf die dasselbe befördert werden muss, anzugeben. Hierzu werden sogen. Massennivellements gezeichnet.
Das Lösen der Bodenmassen aus ihren natürlichen Lagerstätten in den Einschnitten geschieht je nach ihrer Beschaffenheit mit Schaufeln, Spaten, Hauen, Pickeln, Schlägeln, Keilen, Brecheisen, Sprengstoffen, und man pflegt hiernach verschiedene Abtragsklassen zu unterscheiden; auch Baggermaschinen kommen zum Lösen in Anwendung. Zur Beförderung der gelösten Massen aus den Einschnitten zu den Ablagerungsstellen dienen Schubkarren oder zweiräderige Kippkarren, deren Räder unmittelbar auf dem Erdboden oder auf lose verlegten, flachen Holz- oder Eisenunterlagen laufen, sodann Bahnfuhrwerke (Rollwagen), die auf meist schmalspurigen Schienengleisen rollen. Zur Bewegung dieser Fahrzeuge dienen menschliche oder tierische Kräfte, Elementarkräfte und Maschinen.
Bibliographie
- »Handbuch der Ingenieur-Wissenschaften«, Bd. 1 (3. Aufl., Leipz. 1898)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909