Eisenbahnzüge

Dem Gegenstand der Beförderung nach sind zu unterscheiden Personen-, Güter- und gemischte Züge (die Personen und Güter befördern), der Bestimmung nach Lokal- (Vorort-) Züge für den inneren Verkehr und Fern- (durchgehende) Züge für den weitern Verkehr, sodann Arbeiterzüge, die ausschließlich oder überwiegend der Beförderung von Arbeitern nach und von ihren Arbeitsstellen, vor Beginn und nach Schluss der Arbeitszeit, dienen; der Schnelligkeit nach Personen- und Schnellzüge (auch Eil-, Expreß-, Kurier-, Blitz- oder Jagdzüge genannt). Eilgüterzüge dienen der beschleunigten Beförderung von Gütern. Die Güterzüge sind je nach ihren besondern Zwecken Orts- oder Durchgangszüge, Kohlen- oder Viehzüge. Arbeitszüge (zu unterscheiden von Arbeiterzügen) dienen nur den Zwecken der Eisenbahnen bei Neubauten und Unterhaltungsarbeiten. Ferner sind zu unterscheiden fahrplanmäßige und außerfahrplanmäßige Eisenbahnzüge; zu ersteren gehören die je nach Erfordernis in einem bestimmten Fahrplan verkehrenden Bedarfs- (Fakultativ-) Züge, zu letzteren die Sonder- (Extra-) Züge, die auch auf Verlangen Privater eingelegt werden. Die Mindestgebühr dafür beträgt 100 Mk. Eine besondere Art der Personenzüge sind die den Zügen der Straßenbahnen nachgebildeten Omnibuszüge, die, meist nur zwei oder gar eine Wagenklasse führend, vielfach im Vorortverkehr großer Städte Anwendung finden. Die durchgehenden Schnellzüge auf den deutschen Hauptlinien sind teilweise aus langen, vier- oder sechsachsigen (auf zwei Drehgestellen ruhenden), besonders ruhig laufenden Wagen 1. bis 3. Klasse amerikanischer Bauart zusammengestellt, die untereinander durch Brücken und Lederbälge verbunden sind (daher die Bezeichnung Harmonikazüge), und deren Plätze numeriert sind. Amtlich werden diese Eisenbahnzüge, in denen auch für Speisen und Getränke gesorgt ist, D-(Durchgangs-) Züge genannt. Über ihre Benutzung vgl. Eisenbahnfahrkarten (Platzkarten). Besondere Luxusexpresszüge hat die Internationale Eisenbahn-Schlafwagengesellschaft in Brüssel auf verschiedenen europäischen Linien eingerichtet. Die bekanntesten sind: der Nordexpress (Petersburg/Warschau-Berlin-Ostende/Lüttich-Paris), der Berlin-Budapest-Orientexpress, der (London-) Ostende-Wien-Budapest-Orientexpress, der Paris-Wien–Budapest-Orientexpress, der Nord-Süd- (Brenner-) Expreß Berlin-Mailand, der Peninsularexpreß (London-) Calais-Brindisi, der Südexpress Paris-Madrid/Lissabon und der Paris-Romexpress. Sie bestehen gewöhnlich nur aus 2 bis 3 Schlaf-, einem Erfrischungswagen (s. Eisenbahnbetriebsmittel ), einem Küchen- und Gepäckwagen. Auf den großen durchgehenden Linien Nordamerikas sind solche Luxuszüge besonders verbreitet. Zur schnellen und umfassenden Hilfeleistung bei Eisenbahnunfällen sind 1902 bei den preußisch-hessischen Staatsbahnen Hilfszüge (und Hilfsgerätewagen) eingeführt. Die Hilfszüge bestehen aus einem Arztwagen und einem Gerätewagen. Der Arztwagen enthält die zur ärztlichen Hilfeleistung notwendigen Gegenstände, der Gerätewagen Werkzeuge und Hilfsmittel für Aufräumungs- und Aufgleisungsarbeiten. Über Lazarettzüge im Kriege s. Kriegssanitätswesen; gepanzerte Eisenbahnzüge, s. Panzerzüge.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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