Theben
Theben, alte Stadt in Oberägypten, am Nil, die »hunderttorige Stadt«, seit der Mitte des 2. vorchristlichen Jahrtausends die Residenz des Pharaonenreiches, heute nur ein ausgedehntes Ruinenfeld zu beiden Seiten des Nils, das durch die Ortschaften Luxor und Karnak auf dem Ostufer, Qurna (Kurna) und Medinet Habu auf dem Westufer bezeichnet wird. Die Stadt ist allmählich durch die Vereinigung mehrerer Gemeinden zusammengewachsen, nach deren wichtigster Weset sie auch genannt wurde. Daneben wurde sie auch kurz als Nut, »die Stadt«, bezeichnet, woraus die biblischen Namen No und No-Amon, »Amonsstadt«, entstanden sind. Die Griechen nannten sie in ähnlicher Weise Diospolis, »Stadt des Zeus« (d. h. des mit Zeus identifizierten Amon). Was die Griechen zu der Übertragung des mehrfach bei ihnen vorkommenden Stadtnamens Thebai auf die ägyptische Stadt bestimmte, ist nicht bekannt.
Die Gründung Thebens ist in Dunkel gehüllt. In die Geschichte tritt die Stadt erst nach dem alten Reich ein, als thebanische Fürsten (die 11. Dynastie von Theben) die Reorganisation des zerfallenen Staates unternahmen. Nach der Vertreibung der Hyksos und namentlich seit Amosis (ca. 1550) begannen die herrlichen Bauten zu entstehen, die, im Laufe der folgenden elf Jahrhunderte verschönert, vergrößert und vermehrt, die Stadt zum Wunder der Alten Welt erhoben haben. Die Verlegung der Residenz unter der 21. Dynastie nach dem Delta, später der Aufschwung Alexandrias unter den Ptolemäern entzogen ihr die Lebenskraft. Sie versuchte zwar wiederholt noch, politisch hervorzutreten und wurde sogar vorübergehend der Sitz einheimischer Könige, die sich gegen die Ptolemäer erhoben hatten. Indessen brachten ihr diese Empörungen auch den Untergang; sie wurde von Ptolemäus X. nach dreijähriger Belagerung erobert und später nach einem neuen Aufstand gegen die Römer (29 v. Chr.) völlig zerstört, so dass Strabo hier nur noch ärmliche Dörfer vorfand.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909