Lauriacum
Lauriacum (Laureacum), römische Militärkolonie in Noricum, rechts an der Donau nächst der Ennsmündung, an der Stelle des heutigen Dorfes Lorch (s. d.), hatte große Schildfabrik, war Hauptquartier der zweiten italischen Legion (legio II Italica) und Station der Donauflotte. Schon zur Zeit der diokletianischen Christenverfolgung scheinen dort Christen gewesen zu sein; doch beruht die Nachricht vom Märtyrertod des heil. Florian in der Enns bei Lauriacum auf später Fälschung. Als der heil. Severin (gest. 482) in Noricum wirkte, war in Lauriacum ein Bischof namens Constantins. In den Stürmen, die am Ende des 5. Jahrhundert Noricum heimsuchten, bildete das feste Lauriacum einige Zeit einen Sammelpunkt der Flüchtigen; doch erlag auch es den Barbaren, so dass jede historische Überlieferung aus jenen Gegenden entschwand. Erst im 10. Jahrhundert lebte die Erinnerung an Lauriacum auf, und Bischof Piligrim von Passau versuchte die Erhebung seines Bistums zum Erzbistum, um damit Befreiung aus der Unterordnung unter Salzburg zu erwirken, indem er auf gefälschte Urkunden hinwies, aus denen sich ergeben sollte, dass Passau nur die Fortsetzung des alten Lauriacum sei und bereits erzbischöflichen Rang besessen habe. Doch drang er mit seinen Bestrebungen nicht durch. Vgl. L. Dümmler, Piligrim von Passau und das Erzbistum Lorch (Leipz. 1854); v. Glück, Die Bistümer Noricums, besonders das Lorchische (Wien 1855); Dümmler, Die Entstehung der Lorcher Fälschungen (in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie, 1898; auch Sonderdruck); Vancsa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, Bd. 1 (Gotha 1905).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909