Antoine Marie Chamans, Graf von Lavalette
Lavalette (spr. -walett'), Antoine Marie Chamans, Graf von, franz. Staatsmann, geb. 1769 in Paris, gest. 15. Febr. 1830, trat beim Ausbruch der Revolution in die Nationalgarde und ward Adjutant Bonapartes, dem er durch seine Vermählung mit Emilie Louise Beauharnais, der Nichte Josephinens, noch näher trat. In dessen nächster Umgebung nahm er teil an dem ägyptischen Feldzug. Nach Errichtung des Kaiserreichs zum Generaldirektor der Post und zum Grafen ernannt, leistete er dem Kaiser bis 1814 die wesentlichsten Dienste. Nach der ersten Restauration abgesetzt, nahm er während der Hundert Tage seinen alten Posten wieder ein. Allein kaum waren nach Napoleons Fall die Bourbonen zurückgekehrt, als Lavalette 18. Juli 1815 verhaftet, 19. Nov. vor die Assisen gestellt und als Hochverräter zum Tode verurteilt wurde. Mit Hilfe seiner Gemahlin, die bei einem Besuch im Gefängnis mit ihm die Kleider wechselte, und dreier Engländer (General Wilson, Kapitän Hutchinson und Bruce) entkam er jedoch am Tag vor der bereits festgesetzten Hinrichtung und ging nach München. Seine für ihn im Kerker zurückgebliebene Gemahlin starb nach längerer Haft in Geisteszerrüttung. 1822 wurde Lavalette begnadigt und erhielt die Erlaubnis zur Rückkehr nach Frankreich. Seine »Mémoires et souvenirs« (Par. 1831, 2 Bde.; neue Ausg. 1905; deutsch, Leipz. 1832) sind für die Geschichte des Kaiserreichs von Bedeutung. Vgl. Graf Fleury, Les drames de l‘histoire (Par. 1905).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909