Wall

Wall.

Wall, ist bei den Festungen eine Erhöhung der Erde, welche dieselbe rund umgibt, damit die auf demselben stehende Brustwehr die Stadt zum Teil beschütze, die vorliegenden Werke beherrsche, und man von derselben den Feind schon von weitem ganz vollkommen beschießen könne. Der Wall hat zwei Hauptteile, den Wallgang und die Brustwehr.

Die Höhe des Walles richtet sich nach der umliegenden Gegend; sie muss die umliegende Gegend des Glacis bestreichen können. Ist der Wall zu niedrig, so kann der Feind gar zu leicht eine Höhe über denselben erhalten, und ihn auf allen Punkten beschießen, wo er dann zu nichts dienen würde; ist er aber zu hoch, so kann der Feind ihn schon von weitem beschießen, wodurch wir außer Stand gesetzt werden, ihm gehörigen Widerstand zu leisten, wenn er näher rückt; auch können wir dann unsere Kanonen nicht tief genug richten, wenn der Feind bereits auf dem Glacis sein sollte, und die meisten Schüsse gehen über ihn weg. Ferner haben die Schüsse von einer gewissen Höhe keine sonderliche Wirkung, indem sie nur, wegen des allzu großen Winkels ihrer Richtung mit der Fläche des Horizonts, einen einzigen Punkt treffen; ist aber die Richtung der Kanonenkugeln in einer Entfernung von weniger als 6 Fuß parallel mit dem Erdboden, so erstreckt sich die Wirkung viel weiter; jene Schüsse bohren gleichsam nur ein Loch in die Erde, und heißen daher einbohrende, diese bestreichen eine ganze Linie über derselben, und heißen bestreichende. Die Höhe des Walles muss daher mit den vor ihm liegenden Werken und dem vor dem Glacis liegenden Terrain, dem von außen stehenden Beobachter eine sich sanft erhebende Anhöhe darbieten; s. was darüber unter Festung gesagt ist.

Wall mit Futtermauer, Fig. 82.

Der Wall bekommt sowohl von innen als von außen eine Böschung; hiervon gilt dasselbe, wie von den Böschungen der Brustwehr; da jedoch gewöhnlich die äußere Böschung des Walles mit Mauerwerk bekleidet wird, so ist dieselbe sehr gering, bloß um der Mauer mehr Widerstand gegen das feindliche Geschütz, und gegen das von innen auf sie drückende Erdreich des Walles zu geben. Fig. 82 ist a b h i ein Wall, der ganz mit Mauerwerk äußerlich bekleidet ist; eine solche Mauer heißt Bekleidungsmauer, auch Futtermauer. Über ihre Stärke, Böschung und Materialien, s. Mauer etc.

Hauptwall, Fig. 74.

Da bei großen Festungen gewöhnlich mehrere Wälle sind, welche durch die verschiedenen Werke entstehen, so nennt man den Wall, der zunächst um die Festung geht, den Hauptwall, Fig. 74 a b c d e f g h i k. Derselbe hat gewöhnlich mehrere hervorspringende Teile, Fig. 81 a b c, d e f, welche man Bastionen nennt. Außer der Brustwehr und dem Wallgang befinden sich noch öfters auf dem Hauptwall Kavaliers, Abschnitte, immer aber Traversen; ferner in demselben sind die Tore, und Ausfalltore; an dem Hauptwall sind die Auffahrten, auch Appareilles genannt, unter demselben die Kasematten, Gewölbe für die Vorräte und Mannschaft, und die Abfahrten zu diesen Gewölben, auch Rastelles genannt; vor dem Hauptwall ist der Hauptgraben.

Bastionen, Fig. 81.

Die innere Böschung des Walles wird öfters weggelassen, und durch eine 4 bis 5 Fuß hohe Mauer ersetzt, welche aber nicht so stark zu sein braucht; die Höhe des Walles kann man, nach den oben angegebenen Rücksichten, im Allgemeinen auf 10 bis 24 Fuß bestimmen.

Die Linie, nach welcher der Wall um die Festung geführt wird, heißt die Hauptlinie oder Magistrale, und ihre Figur richtet sich nach der Befestigungsart. Die bis jetzt gewöhnliche ist die Befestigung vermittelst der Bollwerke und Kurtinen, s. d. Art.

Man findet bei einigen alten Festungen am Fuße der Böschung des Hauptwalls eine Berme, welche mit einer kleinen Mauer umgeben ist, wie Fig. 74, der Gang i und die Mauer k; dies nennt man den Rundenweg. Von den übrigen Eigenschaften des Walles, s. Bollwerk.

Wall.

Wall, heißt in der Seesprache, die Küste, das Ufer, oder das Land.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Wall oder Erdwall (lat. vallum), Erdanschüttung, als Hauptteil eines Festungswerkes. Die obere Fläche trägt zum Feind hin die Brustwehr, dahinter die Geschützbänke, und den Wallgang zum Verkehr. Vgl. »Ur- und Frühgeschichtliche Befestigungen« und die folgenden Abbildungen:

Querschnitt eines Walles.
Querschnitt von Wall und Graben: a Eskarpengitter mit geraden Spitzen, b Kontereskarpengitter mit gebogenen Spitzen.
Detachiertes Fort.
Querschnitt von A nach B durch die rechte Face eines detachierten Forts.
Front des neupreußischen Systems: A Hauptwall, B kasemattierte Batterien, E freistehende Eskarpenmauer, H Hohltraversen, K Kaponniere, M kasemattierte Mörserbatterie, P Blockhäuser, R Ravelin, Deckwerk (Flesche).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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