Stand

Stand.

Stand [stænd], englisch für Standort, Standpunkt, (mil.) Stand, Stellung, Geschützstand, Gefechtsstand, Unterstand, oder Position, wird in anglo-amerikanischen Simulationsspielen (Wargames) häufig für die gemeinsame Fußplatte mehrerer Figuren verwendet, insbesondere wenn das Fußbrettchen (engl. base, Sockel) einer einzelnen Figur, und die Aufstellung einer taktischen Einheit unterschieden werden sollen. Vgl. Custer’s Last Stand.

Wargame-Autoren berechnen die Breite eines „Stand“ meist, indem sie einen Geländemaßstab festlegen (z. B. 1 cm = 1 pace, 1 cm = 2 paces, 1″= 20 yards, 1″= 40 yards, 1″= 45 yards, 1″= 100 yards) und damit die historische Frontbreite einer taktischen Einheit in ihr eigenes Spielsystem umrechnen. Die unangenehme Folge dieser Herangehensweise ist, dass „Stands“ von Spiel zu Spiel meist inkompatibel sind. Wer ein neues Spielsystem verwenden, und mit anderen Wargamern spielen möchte, wird seine liebevoll auf „Stands“ montierten Figuren wieder herunterzureißen und auf neue, etwas breitere oder schmälere „Stands“ montieren müssen. Dieses teure und zeitraubende „rebasing“ lässt sich vermeiden, indem Figuren einzeln auf ferromagnetische Fußbrettchen montiert und anschließend auf „Stands“ aus Magnetfolie gesetzt werden. Das sieht nicht ganz so schön aus wie ein Mini-Diorama mit fest in das Gelände des „Stands“ integrierten Figuren, aber Einzelfiguren können jederzeit vom Stand genommen und für Photo-Shootings, Dioramen, und viele andere Zwecke eingesetzt werden.

Stand.
Konföderierte Infanteristen auf Ständen des Spielsystems „Fire and Fury“, die mit dem Spielsystem „Johnny Reb“ kompatibel sind. Die Stände wurden nachträglich mit Magnetfolie versehen, weshalb der Sandwich-Sockel unansehnlich hoch geworden ist. Besser wäre es gewesen, die Figuren direkt auf die flachere Magnetfolie umzubasieren.

Wargame-Autoren achten inzwischen zunehmend auf Kompatibilität, indem sie entweder den Geländemaßstab eines bereits gut eingeführten Spielsystems übernehmen, oder anstelle von Millimetern oder Zoll neuerdings die Frontbreite, engl. „stand width“, als Maßeinheit für das Simulationsspiel verwenden. Dies ist der Erkenntnis geschuldet, dass die Flintenschussweite, nicht von ungefähr, der doppelten Frontbreite des in Linie angetretenen Bataillons entspricht.

1 Stand = 1 Trupp.
1 Stand = 1 Trupp; vier Trupps bilden eine Schützengruppe

Abhängig vom gewählten Maßstab, kann ein „Stand“ im Wargame einen Trupp, eine Gruppe, oder eine Bedienung darstellen, aber auch einen ganzen Zug, eine Kompanie, ein Bataillon, Regiment, bis hin zu einer Brigade. Ein wesentlicher Vorteil dieser Herangehensweise liegt in der hervorragenden Skalierbarkeit des Simulationsspiels, sobald das lästige Umrechnen der Bewegungs- und Schussweite im Verhältnis zum Geländemaßstab entfällt.

1 Stand = 1 Regiment.
1 Stand = 1 Regiment; drei Regimenter bilden eine Brigade

Die abgebildeten, 3 × 1,5″ (76 × 38 mm) großen „Regimental Stands“ des Spielsystems Volley & Bayonet bestehen aus jeweils 13 Zinnfiguren im Maßstab 1:120 der Nenngröße TT (Table Top). Es handelt sich um kaiserlich-königliche (k.k.) Füsiliere und Grenadiere von Old Glory, bemalt als bayerische Infanterie des Siebenjährigen Krieges. Im Simulationsspiel wird jeder Stand mit einer Stärke von 1000 bis 1500 Mann und vier Bataillonsgeschützen angenommen, wobei letztere hier aus Platzgründen nicht dargestellt sind. Der „Regimental Stand“ kann zur Simulation kleinerer Gefechte ganz einfach zum „Battalion Stand“ reduziert werden, der dann nur noch 500 Mann mit zwei Bataillonsgeschützen darstellt. Während des Spiels ist eine einzige Regeländerung zu beachten: die Marschkolonne verkürzt sich nämlich von 600 yards für das Regiment auf jetzt 300 yards für das Bataillon.

1 Stand = 1 Brigade.
1 Stand = 1 Brigade; drei Brigaden bilden eine Division

Die abgebildeten, 3 × 3″ großen „Brigade Stands“ des Spielsystems „Volley & Bayonet“ sind jeweils 1500 bis 3000 Mann stark und können Bataillonsgeschütze enthalten, falls dies in der betreffenden Armee zum Zeitpunkt der Schlacht tatsächlich der Fall war. Hier sind es zwei britische und eine preußische Infanteriebrigade der Schlacht bei Waterloo, die keine Bataillonsgeschütze mitführten. Die Briten verfügen allerdings über eigene „flank companies“ mit leichter Infanterieå und Grenadieren, die Preußen über Freiwillige Jäger, die sie als Plänkler deployieren können. Zu diesem Zweck wird, bei Bedarf, für jede Brigade ein eigener 1,5 × 1,5″ (38 × 38 mm) großer „Infantry Skirmish Stand“ ins Spiel gebracht. Die Anzahl der Figuren auf jedem Stand ist im Spiel ohne Bedeutung (hier sind es 13 Schotten, 14 Engländer, und 12 Preußen), denn die tatsächlich Stärke der Brigade wird in Form einer Ordre de Bataille auf Papier mitgeschrieben.

Die Vorstellung, dass eine deployierte Brigade der Napoleonischen Kriege eine ca. 300 x 300 m große Fläche des Schlachtfeldes einnimmt, findet sich bereits in den 1981 erschienenen Spielregeln Empire III von Jim Getz und Scotty Bowden. Marschieren Truppen zu dicht auf, überlappen die „Brigade Deployment Zones“, kann es zu Unordnung kommen, insbesondere, wenn sich geschlagene Einheiten in die Stellung einer anderen Brigade zurückziehen oder, schlimmer noch, durch diese hindurch flüchten.

Der Geschichtsprofessor Sam Mustafa verwendet in seinem 2002 veröffentlichten Spielsystem „Grande Armée“ ebenfalls 3 × 3″ große „Brigade Stands“ mit 1500 bis 4000 Mann Infanterie oder 1000 bis 2500 Reitern. Auch die 1,5 × 3″ großen „Artillery Stands“ von „Volley & Bayonet“ sind mit „Grande Armée“ kompatibel. Separate „Skirmish Stands“ benötigt man für „Grande Armée“ hingegen gar nicht; die dazu befähigten Brigaden plänkeln bis 400 oder 600 yards weit vor ihrer eigenen Fronte, ohne dass dies mit Figuren extra angezeigt werden müsste.

Glossar militärischer Begriffe