Skythen

Skythen, altes Volk, mit dessen Namen die Griechen die Völker des Nordens, d. h. nördlich vom Parapanisos, Kaukasus und Schwarzen Meer, bezeichneten: die Massageten, Saken, Sarmaten und die Skoloten. Diese letzteren, von Herodot als die eigentlichen Skythen bezeichnet, wohnten an der Küste der Mäotis und des Pontos Euxeinos vom Tanais (Don), der ihr Gebiet von dem der Sauromaten (Sarmaten) im Norden des Kaukasus trennte, bis an den Istros (Donau) auf 20 Tagereisen (100 Meilen) in das Binnenland hinein. Ihr Gebiet, aus dem sie die Kimmerier verdrängt hatten, war vom Borysthenes (Dnepr), Hypanis (Bug) und Tyras (Dnister) durchflossen und eine baumlose Steppe. Deshalb trieben sie meist Viehzucht und führten ein Nomadenleben. Ihre mit Ochsen bespannten und mit einer Filzdecke versehenen Wagen dienten zugleich als Haus. Die Männer lebten viel zu Pferde.

Figuren

  • Skythische Fußtruppen, 1:72 Orion 72025
  • Skythische Reiterei, 1:72 LW 45
  • Skythische Reiterei, 1:72 Orion 72024
  • Skythische Reiterei, 1:72 Zvezda

An der Spitze der einzelnen Stämme standen Vorsteher oder Stammesfürsten; aus einem Stamm in der Landschaft Gerrhos am Borysthenes wurde der König erwählt. Die ehrenvollste Beschäftigung war der Krieg; sie kämpften als Bogenschützen zu Pferd. Als höchste Gottheit verehrten sie den Himmelsgott (Papäos), das Herdfeuer und den Kriegsgott, und zwar ohne Götterbilder und Altäre, aber mit blutigen, auch Menschenopfern. Sie waren tapfer, gutartig, sorglos und gesellig, neigten aber zu Unmäßigkeit und wüstem Genuss und lebten in größter Unreinlichkeit. Dass die Skythen und Sarmaten arischen (iranischen) Stammes waren, behaupten Šafarík (»Slawische Altertümer«, 1837), Zeuß (»Die Deutschen und ihre Nachbarstämme«, Münch. 1837), Müllenhoff, Cuno (»Die Skythen«, Berl. 1871) und Brandis (im 4. Bande von Helmolts »Weltgeschichte«, Leipz. 1900).

Mit den Griechen, die an ihrer Küste zahlreiche Kolonien anlegten, standen sie in lebhaftem Verkehr und einigem Kulturaustausch (vgl. Anacharsis). 513 v. Chr. setzte der persische König Dareios I. mit 700.000 Mann über den thrakischen Bosporos und über die Donau. Die Skythen zogen sich, eine Schlacht vermeidend, zurück, worauf die Perser über den Tanais vordrangen, aber dann, des aufreibenden Verfolgens müde, auf demselben Weg unter großen Verlusten nach dem Istros und von da durch Thrakien heimkehrten. 495 unternahmen die Skythen einen Rachezug bis in die thrakische Chersones. Seitdem erfährt man von den Skythen lange fast gar nichts. Mithradates VI. d. Gr. von Pontus verdrängte, nachdem die Dynasten der griechischen Städte am Schwarzen Meer, von dem skythischen Könige Skiluros bedrückt, ihre Beschützung jenem anvertraut hatten, die Skythen aus der Taurischen Halbinsel.

Als 63 v. Chr. die Römer die bosporanischen Könige von sich abhängig gemacht und mit den Völkern am Pontus und an der Mäotis Handelsverbindungen angeknüpft hatten, besonders aber seit der Unterwerfung Daciens durch Trajan (107 n. Chr.), wurden auch sie mit Skythia genauer bekannt. Doch machte nun der Name Skythen dem der Sarmaten Platz, die seit 200 v. Chr. den größten Teil der Steppe westwärts vom Don beherrschten. Der Name Skythia aber wurde auf asiatische Landstriche übertragen: die Gegenden zwischen dem asiatischen Sarmatien im Westen, dem unbekannten Land im Norden, Serika im Osten und Indien im Süden (Ptolemäos); man unterschied eine Skythia innerhalb von einer Skythia außerhalb des Imaosgebirges. Als Flüsse werden hier erwähnt: der Parapanisos (Paropamisos), Rhymnos (jetzt Gasuri), Daix (Jaik), Oxos (Amudarja) oder Jaxartes (Syrdarja).

Bibliographie

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren der Antike