Karl XIV. Johann, König von Schweden

Jean Baptiste Bernadotte.

Karl XIV. Johann, ursprünglich Jean Baptiste Bernadotte, Marschall von Frankreich, geboren 26. Jan. 1763 in Pau (Südfrankreich) als Sohn eines Rechtsanwalts, gest. 8. März 1844 in Stockholm, seit 1780 aus Neigung Soldat im französischen Infanterie-Regiment Royal-La-Marine, wird er im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von den Briten gefangen, aber bald wieder freigegeben. Beim Ausbruch der Revolution Feldwebel (sergent-major), zeichnet er sich am Rhein und in Belgien derart aus, dass er 6. Nov. 1791 als Leutnant in den Offizierstand erhoben wird und schon 1794 zum Divisionsgeneral avanciert. 1795 trägt er wesentlich zum Rheinübergang bei Neuwied bei, führt 1796 eine Division unter Jourdan, befehligt 1797 in Italien die Belagerung von Gradisca und bringt die bei Rivoli eroberten Fahnen nach Paris. 1798 vermählt er sich mit Eugenie (s. d.) Bernhardine Desirée, Tochter des Kaufmanns Clary in Marseille, einer Schwester der Gemahlin Joseph Bonapartes, und geht als Gesandter nach Wien, das er in Folge eines, wegen der am französischen Gesandtschaftshotel aufgesteckten Trikolore entstandenen Aufruhrs (13. April) bald wieder verlässt; er geht nach Rastatt und von da nach Paris.

1799 führt er die französische Observationsarmee, die über den Rhein gehen und die Festung Philippsburg belagern soll, allein wegen der Fortschritte der Österreicher und Russen in Deutschland und Italien beruft ihn das Direktorium bald ab und ernennt ihn zum Kriegsminister, in welcher Funktion er jedoch nur 3 Monate bleibt. Nach dem Staatsstreich vom 18. Brumaire 1799 in den Staatsrat berufen, missbilligt er die Errichtung der Ehrenlegion, und Napoleon hintertreibt dagegen seine Ernennung zum Kommandeur von Domingo. Joseph Bonaparte bringt eine Aussöhnung zwischen ihm und dem ersten Konsul zu Stande, und Bernadotte erhält nun das Kommando in der Vendée, wo er 1800–01 einen neuen Aufstand mit Mäßigung geschickt unterdrückt.

Figuren

  • Französischer Generalstab, 1:72 Italeri 6016
  • Napoleons Generalstab 1 (abgesessen), 1:72 Strelets 013
  • Napoleons Generalstab 2 (beritten), 1:72 Strelets 048
  • Karl XIV. Johann, König von Schweden, 15 mm Jacobite PNX002

Am 19. Mai 1804 zum Marschall von Frankreich befördert, befehligt Bernadotte an Mortiers Stelle das Okkupationsheer in Hannover. Im Krieg 1805 mit Österreich führt er ein Armeekorps aus Hannover durch das Ansbachsche nach Würzburg, vereinigt sich dort mit den Bayern und fällt den Kaiserlichen in den Rücken, befehligt vor Austerlitz das Zentrum und wird wegen seiner Verdienste in dieser Schlacht am 5. Juni 1806 zum Fürsten von Pontecorvo, einer vormals päpstlichen Enklave im Neapolitanischen, ernannt.

1806 führt er das 1. Armeekorps über Hof ins Vogtland, schneidet den preußischen General Tauentzien bei Schleiz ab, dringt von Dornburg aus zwischen die beiden preußischen Armeen bei Auerstädt und Jena ein und flankiert auf diese Weise beide. Nach der Schlacht bei Jena schlägt er die Preußen bei Halle (17. Okt.), zwingt Blücher am 7. November bei Lübeck zur Kapitulation, nimmt 1500 schwedische Soldaten gefangen, die auf der Trave eingeschifft, aber wegen widrige Winde am Auslaufen gehindert sind, und behandelt sie auf humane Weise. Er wendet sich nun nach Preußen und hält die Russen durch das Treffen bei Mohrungen (25. Jan. 1807) ab, die französische Hauptarmee zu überfallen. Am 5. Juni bei Spanden schwer verwundet, kann an der Schlacht bei Friedland nicht teilnehmen. Nach dem Tilsiter Frieden Befehlshaber der Okkupationsarmee in Norddeutschland, erwirbt er sich hier, wie früher in Hannover, durch seine Verwaltung allgemeines Vertrauen.

1809 in der Schlacht bei Wagram Kommandeur der sächsischen Truppen, zieht er sich durch das Lob, das er diesen in einem Tagesbefehl spendet, die Ungnade Napoleons zu und geht nach Paris, übernimmt jedoch bald auf Wunsch des dortigen Ministerrats die Verteidigung Antwerpens gegen die Briten. Am 21. Aug. 1810 in Örebro von der schwedischen Reichstagsmehrheit, die mit Hilfe des französischen Kaisers Finnland wiederzugewinnen hofft, zum Kronprinzen gewählt, verlässt er mit Napoleons Zustimmung Frankreich, tritt 19. Okt. in Helsingör von der katholischen zur lutherischen Kirche über, landet 20. Okt. in Helsingborg und empfängt 5. Nov., von König Karl XIII. unter dem Namen Karl Johann adoptiert, in Stockholm die Huldigung der Stände. Seitdem der eigentliche Regent Schwedens, leitet er widerwillig dessen Politik anfangs im französischen Sinn und unterwirft sich der Kontinentalsperre, nähert sich aber bald den Gegnern Napoleons, schließt, als dieser Anfang 1812 Schwedisch-Pommern besetzen lässt, mit Russland (5. April) ein Bündnis und mit England (18. Juli) Frieden, hat Ende August mit Kaiser Alexander I. eine Zusammenkunft in Åbo, wo er für seinen Anschluss an die Koalition gegen Frankreich den Besitz Norwegens zugesichert erhält, und erscheint, nachdem Preußen durch den Stockholmer Vertrag vom 22. April 1813 dem schwedisch-russisch-englischen Bündnis beigetreten ist und sich zur Stellung eines Armeekorps unter schwedischen Oberbefehl verpflichtet hat, mit einem schwedischen Heer auf deutschem Boden. Im Juli 1813 erklärt er Frankreich den Krieg.

Kraft des in Trachenberg von ihm entworfenen und von den Alliierten genehmigten Feldzugplans im Herbst 1813 während des deutschen Befreiungskrieges Oberbefehl über die aus Russen unter Winzingerode, Woronzew und Tschernischew, Preußen unter Bülow und Tauenzien, Briten und Hannoveraner unter Wallmoden und 30.000 Mann Schweden unter Stedingk, bestehende Nordarmee in Deutschland, operiert aber, nachdem er Napoleon mehrere Male zum Frieden ermahnt hat, nach dem Waffenstillstand ziemlich vorsichtig gegen ihn. Seine schwedischen Truppen sucht er gegen deren Willen (s. Adlercreutz) in den Schlachten von Großbeeren, Dennewitz und Leipzig möglichst zu schonen, zieht hierauf nach Holstein und zwingt den Dänenkönig Friedrich VI., im Kieler Frieden (14. Jan. 1814) gegen Schwedisch-Pommern ihm Norwegen abzutreten. In langsamen Märschen folgt er dem Hauptheer und kommt gerade bei Jülich und in den Niederlanden an, als die Verbündeten in Paris einziehen. Endlich selbst in Paris angelangt, sieht er seine durch Versprechungen Alexanders I. genährte Hoffnung auf den französischen Königsthron durch die Rückkehr der Bourbonen vereitelt.

Durch die Erhebung Norwegens zur Rückkehr nach Skandinavien genötigt, zieht er, obwohl nach nur 14tägigem Krieg Herr des Landes, doch eine friedliche Verständigung mit den Norwegern (s. Moss) vor, erwirkt die Abänderung der sogen. Eidsvolder Verfassung (s. Eidsvold) und wird hierauf (4. Nov.) als Kronprinz von Norwegen anerkannt. Am 5. Febr. 1818 folgt seinem Adoptivvater als Karl XIV. Johann auf dem schwedisch-norwegischen Thron, nimmt nach außen eine friedliche Haltung ein, so dass nur eine vorübergehende Trübung der Beziehungen zur Heiligen Allianz (1818 bis 1819) und zu Russland (1825) stattfindet. Dagegen erregt seine innere, Verfassungs- und Verwaltungsreformen abgeneigte Regierung allmählich lebhaften Widerspruch und veranlasst das Aufkommen einer starken Opposition unter Führung von Crusenstolpe, Anckarsvärd und L. Hierta. Wirklich volkstümlich zu werden, hindert ihn überdies seine Unkenntnis der Landessprache sowie in späteren Jahren seine Zurückgezogenheit. Um die wirtschaftliche, geistige und militärische Entwicklung seiner Reiche macht er sich sehr verdient. Bernadotte stirbt am 8. März 1844 zu Stockholm. Sein am 4. Juli 1799 in Paris geborener Sohn François Joseph Oscar Bernadotte folgt ihm als König Oskar I. von Schweden

Scott Bowden und Jim Getz bewerten Bernadotte im Spielsystem Empire III als mittelmäßigen und unpersönlichen Korps- und Armeekommandeur.

Bibliographie

  • »Correspondance de Bernadotte avec Napoléon 1810–1814« (Par. 1819)
  • »Recueil de lettres, proclamations et discours du roi Charles Jean« (Stockh. 1838–39, 2 Bde.)
  • Almén: Atten Bernadotte (Stockh. 1893, illustriert)
  • Blomberg: Marskalk Bernadotte och hans tid (2. Aufl., Stockh. 1899, 2 Bde.)
  • Geijer: K. XIV. Johann (Stockh. 1844, auch schwed.)
  • Lagerhjelm: Napoleon och Carl Johan under krigeti Tyskland 1813 (1891)
  • Pingaud: Bernadotte, Napoléon et les Bourbons (Par. 1901)
  • Sarrans: Histoire de Bernadotte, Charles XIV Jean (Par. 1845, 2 Bde.)
  • Schefer, Ch.: Bernadotte roi 1810–1844 (Par. 1899; schwed., Stockh. 1900)
  • Sörensen, C. Th.: Bernadotte i Norden (Kopenh. 1902–05, 3 Bde.)
  • Touchard-Lafosse: Karl XIV. Johann (deutsch, Quedlinb. 1839, 2 Bde.)
  • Wiehr: Napoleon und Bernadotte im Herbstfeldzug 1813 (Berl. 1893; schwed., Stockh. 1895)
  • Wrangel, F. U.: Från Jean Bernadottes ungdom (1889)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Französische Armee der Napoleonischen Kriege