Schutzgebiet Togoland (Togo), 1884–1919

Schutzgebiet Togoland (Togo), 1884–1919.

Togo, deutsche Kolonie in Westafrika am Atlantischen Ozean (Sklavenküste) zwischen der britischen Kolonie Goldküste (W.), Französisch-Dahomé (O.) und Französisch-Westafrika (N.) bis zum 11.° nördlicher Breite reichend, 87.200 km² (größer als Brandenburg und Schleswig-Holstein), mit etwa 2 Millionen Einwohnern, unter denen (1905) 224 Europäer (216 Deutsche, von denen 63 Beamte, 44 Kaufleute, 4 Pflanzer und 26 Missionare; Frauen gab es 31). Von dem nur 52 km langen, niedrigen Küstenstreifen aus unterscheidet man binnenwärts vier Landschaftsgürtel. Die Strandzone besteht aus sonniger, fast pflanzenloser Nehrung (mit fruchtbarer Brandung), auf der die Handelsplätze Lomé, Bagida (Baguida), Porto Seguro, dahinter Togo und weiter östlich Anecho (Klein-Popo) liegen. Ihr folgen Strandlagunen (meist 1 km breit und 3 m tief), die, durch die Küstenflüsse aufgestaut, von diesen allmählich ausgefüllt werden; die größte ist die Togo-(Avon-)Lagune mit den Flüssen Haho und Sio, während weiter im Westen der Todjië und Volta (die Westgrenze) zum Teil bildend) auf britischem Gebiet mündet, der Mono im Osten entlang der Grenze gegen Dahomé (Dahomey) fließt. Binnewärts folgt dann hinter einem Steilrand (5–15 m) eine von mehreren steilen Bergreihen durchzogene Savannenebene, die langsam ansteigt. Sie endet vor einem von Nordosten nach Südwesten streichenden, früher Aposso oder Obossum (s. d.; auch Opossum) genannten Gebirge (500–800 m), das, sehr alt, aus Quarzit (auch der sogen. rote Sandstein ist verwitterter Quarzit) und steil aufgerichteten Glimmerschiefern besteht und eine reiche Humusdecke trägt. Hauptfluss ist der weitverzweigte Volta (s. d.).

Das Klima ist tropisch feucht, aber nicht zu regenreich in der Küstenzone; heißtrocken im Innern (Grenze bei Kete-Kratschi am Volta), aber mit großen jährlichen Unterschieden; dort mit 26° (Maximum 35°, Minimum 20°) hier mit 23,7° im Jahresmittel. Die beiden Regenzeiten (März bis Juni und September bis November) liefern für die Künste 580, im Gebirge 1300 mm Regenmenge (hier mit 150-200 Gewittertagen). In den Trockenzeiten ist die Wasserarmut im Innern sehr empfindlich, an der Küste tritt die Malaria bösartig auf; dazu wehen im Oktober Tornados (von Osten kommend) mit großer Heftigkeit; im Innern, bei Bismarckburg (710 m) in der Landschaft Adeli und Salaga (770 m; s. d., seit 1899 englisch), ist das Klima gesünder.

Die Flora ist an der Küste durch Dorngebüsch und die (durch Portugiesen eingeführte) Kokospalme vertreten, das Hügelland sehr reich an Ölpalmen (wichtigster Baum der Kolonie) und Fruchtbäumen, mit Anbau von Kassaven, Mais, Bataten (Süßkartoffel) und Ananas, dazu bedeckt mit Rohr, übermannshohem Gras und Buschdickicht; in der Savanne trifft man Boababs (Affenbrotbäume) und Wollbäume. Im Innern gewinnt man Kautschuk und baut Yams, Reis, Pfeffer, Tabak und in besonderen Kulturen (vier Plantagenunternehmen) Kakao, Kaffee, Tee, Baumwolle, Sesam und Kola (bebaute Fläche 1904 bis 1905: 163 Hektar). Auch Erze sind neuerdings entdeckt worden, so Eisenerz bei Banjeli (Tagebau), titanhaltiges Magneteisen, ferner Graphit, Bleiglanz, Schwefel- und Kupferkies.

Die Fauna weist die reißenden Tiere Afrikas auf, sowie den Elefanten, Büffel, Antilopen, Affen, Flusspferde, Krokodile, ferner (Sumpf- und Wasser-)Vögel, besonders Tauben, und Fische (in den Lagunen) sowie Insekten. Haustiere sind Rinder, Ziegen, Geflügel, im Innern Pferde (zwei Arten), Schafe (vier Arten), Schweine, Esel und Maulesel.

Die Bevölkerung (Togo, Agotima, Mina, Ewe, Haussa, Aschanti, u. a.) treibt an der Küste fast durchweg Handel, im Innern viel und sorgfältig Ackerbau; auch fertigt man zahlreiche Gefäße (s. Tafel »Rauchgeräte I«, Fig. 16), Leder und Zeuge. Über die Sprachen des Togogebiets handelt Johann Gottlieb Christaller im 1. und 2. Band der »Zeitschrift für afrikanische und ozeanische Sprache« (1895); zum Selbstunterricht: Seidel, Togosprachen (Dresden 1904). Sklavenhandel wird (seit 1885) nicht mehr betrieben, Haussklaven werden (aus Sicht der Kolonialherren, angeblich) gut behandelt. Körperstrafen, in Deutschland bereits verboten, werden von weißen Juristen in den Schutzgebieten als Erziehungsmittel ausdrücklich empfohlen. Zur Erhaltung der Disziplin sind bis zu 25 Schläge auf das Gesäß in allen deutschen Kolonien erlaubt; nur Frauen und höhergestellte Männer sind von Körperstrafen ausgenommen. Mit Erlass vom Oktober 1905 wird das Tauende zugunsten der Nilpferdpetsche (Schambock) als Züchtigungsinstrument verboten, durch Verordnung des Gouverneurs vom 2. Juli 1909 aber aus überwiegend wirtschaftlichen Gründen wieder eingeführt, weil das Tauende die Haut seltener verletzt und weniger Arbeitsausfälle der Gezüchtigten zur Folge hat (Anm. d. Red.).

Die aus Binsen geflochtenen Hütten sind rund oder viereckig, in jedem Dorf aber gleichförmig gebaut und, wie Straßen und Plätze, sehr rein gehalten. Jedes Dorf enthält eine Gerichtshalle, ein Palaver- und Fetischhaus. Im äußersten Norden hat der Islam Anhänger gewonnen. In Togo arbeiten vier Missionen: die Norddeutsche und die Baseler, die katholische und die wesleyanische. Regierungsschulen sind in Lomé und Sebevi mit (1905) 46 bzw. 92 Schülern. Handel und Pflanzenkultur (Kokospalme, Kaffe, Gummibaum, Kola, Baumwolle) sind in stetem Wachsen. Es besteht eine Ackerbauschule in Ruatjä. 1906 betrug die Einfuhr (mit Geld) 6.432.812 Mark, die Ausfuhr 4.199.336 Mark. Es arbeiteten 1905 in Togo 14 Pflanzungsgesellschaften und 29 Handelsfirmen. Eingeführt werden namentlich Spirituosen, Tabak, Eisen und Baumwollstoffe, ausgeführt Palmkerne (3.434.172 kg), Palmöl (469.071 kg), Kakao (286 dz für 22.000 Mark), Kautschuk (133.970 kg für 1.160.555 Mark), Schibutter, Mais, Elfenbein u. a. An dem Handel von Togo war 1906 das Mutterland mit 55 Prozent der Einfuhr und 63 Prozent der Ausfuhr beteiligt. Der Schiffsverkehr (die Woermannlinie, zwei französische, zwei englische) war 1905: 247 Dampfer von 419.261 (deutsche: 160 mit 292.532) Tonnen.

Polizeimeister der Polizeitruppe Togo im weißen Anzug.

Die wichtigsten Ortschaften sind: Lomé (5800 Einwohner), Sebevi (100), Porto Seguro, Anecho (2600), Tschamba (20.000), Bafilo (15.000), Basari (10.000) Sansanne-Mangu (9000), Agulu (9000), San Sugu (4000), Kpandu (3000), Sokodé (4000), Paratau (5000 Einw.), Kete-Kratschi (8–9000 s. d. und Salaga). Um den Handel des Hinterlandes zu heben und andere Absatzgebiete zu schaffen, wurde von der Küste eine breite Karawanenstraße, die Küstenbahn Lomé-Anecho und die Inlandbahn Lomé-Palime, wo 1907 eine landwirtschaftliche Ausstellung stattfand (1905 bis Noëpe, 1906 vollendet) angelegt. Die Einkünfte und Ausgaben der Kolonie balancieren für 1907/08 mit 2.073.340 Mark; eines Reichszuschusses bedarf Togo nicht mehr. Es bestehen Postanstalten in Lomé, Anecho und Agome Palime, die zugleich den Telegraphen- und Telefonbetrieb leiten. Togo ist über Dahomé und Goldküste an das Weltkabel angeschlossen und gehört dem Weltpostverein an. In Togo erscheint auch jetzt eine deutsche amtliche Zeitung. Sitz der Regierung ist Lomé. Dies und Anecho sind Bezirksämter. Stationen: Misahöhe, Atakpame, Kete-Kratschi, Sokodé-Basari und Mangu-Yendi. Togos Polizeitruppe zählt 16 schwarze Unteroffiziere und 506 Soldaten.

Togo, 5. Juli 1884 unter deutschen Schutz gestellt, wurde vielfach durchforscht: 1862 von Hornberger, 1887–1888 von Henrici und Burgi, 1888 von L. Wolf, der bis Borgu vordrang, und von v. François, der über Salaga bis Gurunsi reiste, 1890–92 von Kling und Büttner zwischen dem oberen Volta und Mono, 1894 bis 1895 von Gruner, der über Borogung und Gurma den Niger bei Say erreichte und Verträge mit dem Oberhäuptling von Gurma u. a. abschloss und so eine gleichzeitig dies Gebiet von Dahomé aus bereisende französische Expedition unter Decoeur überholte. Unruhen im Hinterlande, welche die Sicherheit des Handelsbetriebes schwer störten, machten wiederholt, besonders 1897–98 Strafexpeditionen und Errichtung neuer Regierungsstationen notwendig. Die Abkommen vom 9. Juli 1897 mit Frankreich (Gewinn des Monodreiecks) und vom 14. November 1899 mit England (Aufteilung des bisher neutralen Gebiets von Salaga) gaben Togo seine heutigen Binnengrenzen, deren endgültige Festlegung durch eine besondere deutsch-französische und deutsch-englische Kommission erfolgte. (s. auch Artikel »Kolonien«)

Schutzgebiet Togoland (Togo) Süd, 1884–1919.

Bibliographie

  • Busse: Vegetationsbilder: Das südliche Togo (Jena 1906)
  • Henrici: Das deutsche Togogebiet (Leipz. 1888)
  • Klose: Togo unter deutscher Flagge (Leipz. 1899)
  • Längin, Bernd G.:Die deutschen Kolonien (Hamb. 2005)
  • Sprigade: Karte von Togo, 1:200.000, 10 Blätter (Berl. 1902 ff.)
  • Wittum, Schwester J.: Unterm roten Kreuz in Kamerun und Togo (Heidelb. 1899)
  • Wohltmann: Bericht über seine Togoreise (Berl. 1900)
  • Zöller: Das Togoland (Stuttg. 1885)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren und Fahrzeuge des 1. Weltkrieges