Erster Schlesischer Krieg, 1740–1742

Erster Schlesischer Krieg, 1740–1742.

Erster Schlesischer Krieg (1740–42). Als Kaiser Karl VI. 20. Okt. 1740 starb, war König Friedrich II. von Preußen entschlossen, den bevorstehenden Streit über die Erbfolge zur Mehrung seiner Macht zu benutzen. Die Ansprüche seines Hauses auf einen Teil Schlesiens (die Herzogtümer Liegnitz, Brieg, Wohlau und Jägerndorf) boten ihm zum Eingreifen den Anlass, und als Gegenleistung für die gewünschte Abtretung Niederschlesiens bot er Maria Theresia an: die Garantie der Pragmatischen Sanktion, die Kaiserkrone für ihren Gemahl, 2 Mill. Taler und im Fall eines Krieges Beistand mit seiner ganzen Macht.

In Wien hochmütig abgewiesen, überschritt Friedrich 16. Dez. mit 21.000 Mann die schlesische Grenze und besetzte ohne Widerstand bis Ende Januar 1741 die ganze Provinz bis zum Jablunkaupass, mit Ausnahme der Festungen Glogau, Brieg und Neiße, auf die sich die wenigen österreichischen Truppen zurückzogen, und Breslau, dessen Neutralität er vorläufig anerkannte. Die Bevölkerung verhielt sich vollkommen ruhig; die bisher unterdrückten Protestanten begrüßten den König als Befreier, aber selbst die Katholiken sahen die Beseitigung der österreichischen Regierung nicht ungern.

Friedrich legte seine Truppen in die Winterquartiere und ließ im März Glogau durch den Prinzen Leopold von Dessau stürmen, während er selbst sich zur Einschließung von Brieg und Neiße rüstete. Währenddessen fielen die Österreicher unter Neipperg von Mähren aus in Oberschlesien ein, überraschten die Preußen in ihren zerstreuten Quartieren, so dass sie bis in die Nähe von Brieg zurückweichen mussten, aber in der Schlacht bei Mollwitz am 10. April trug trotz anfänglichen Missgeschicks die ausgezeichnete Kriegsschulung der preußischen Infanterie den Sieg davon. Dieser sicherte Friedrich den Besitz Schlesiens, das er durch Eroberung von Brieg und Neiße sowie durch Besetzung von Breslau (10. Aug.) völlig in seine Gewalt brachte, während die geheimen Feinde Österreichs, Frankreich und Bayern, mit dem Nymphenburger Bündnis (Mai 1741) den Österreichischen Erbfolgekrieg begannen.

Friedrich schloss sich zwar 4. Juni diesem Bündnis an, nahm aber an dem allgemeinen Angriff auf Österreich nicht teil, hielt sich ruhig im Lager zu Strehlen und schloss 9. Okt. 1741 unter englischer Vermittelung mit Maria Theresia den geheimen Vertrag von Kleinschnellendorf, in dem er gegen Abtretung von Niederschlesien mit Neiße neutral zu bleiben versprach; doch bedang er sich aus, dass der Vertrag streng geheimgehalten und vor Ablauf des Jahres in einen definitiven Frieden verwandelt werde. Da diese Bedingungen nicht erfüllt wurden, ließ er im Dezember seine Truppen in Böhmen und Mähren einrücken, wo Schwerin Olmütz einnahm.

Im Januar 1742 begab sich Friedrich selbst nach Mähren, um im Verein mit sächsischen Truppen dies Land für den Kurfürsten von Sachsen zu erobern. Preußische Husaren streiften bereits bis an die Tore Wiens; indes zwang die Untätigkeit der Sachsen den König zur Rückkehr nach Böhmen, wo er 17. Mai bei Chotusitz von den Österreichern unter Prinz Karl von Lothringen angegriffen wurde; nach heftigem Kampf siegten die Preußen. Auf Ermahnung Englands bot nun Maria Theresia die Hand zum Frieden. Die Präliminarien wurden 11. Juni 1742 in Breslau abgeschlossen, der definitive Friede kam 28. Juli in Berlin zustande. Österreich trat ganz Schlesien bis zur Oppa (außer den Herzogtümern Troppau, Teschen und Jägerndorf) und die böhmische Grafschaft Glatz, 38.000 km² mit 1,400.000 Einwohnern, an Preußen ab; dieses verpflichtete sich, im Österreichischen Erbfolgekrieg neutral zu bleiben und 4 Mill. Taler Schulden auf Schlesien zu übernehmen.

Bibliographie

  • »Die Kriege Friedrichs d. Gr., hrsg. vom Großen Generalstab«, 1. Abt. (Berl. 1890–93, 3 Bde.)
  • Grünhagen: Geschichte des ersten Schlesischen Kriegs (Gotha 1881, 2 Bde.)
  • Röchling, Carl: Die Schlacht bei Mollwitz, 11. April 1741
  • Meyer, Chr.: Briefe aus der Zeit des ersten Schlesischen Krieges (Leipz. 1902)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren der Schlesischen Kriege