Die Schlacht bei Hanau, 30. und 31.10.1813

Marstall am Schloss Hanau.

Hanau liegt an der Mündung von Krebsbach, Kinzig und Main, an der strategisch wichtigen Militärstraße von Fulda nach Frankfurt. Am 30. Oktober 1813 entbrannte hier eine Schlacht zwischen der französischen Grande Armée, die im Rückzug auf Mainz begriffen war, und einer Bayerisch-österreichische Armee unter dem General der Cavallerie Graf von Wrede, der sich den zahlenmäßig überlegenen Franzosen mit seiner Armee in den Weg stellte.

Gegnerische Truppen

Nach der Völkerschlacht von Leipzig zog Napoleon seine Grande Armée Richtung Mainz zurück, wo er seit 1804 eine Residenz und den wichtigen Brückenkopf über den Rhein unterhielt. Die Armee marschierte entlang der Militärstraße über Erfurt, Eisenach, Fulda, Schlüchtern, Gelnhausen, Hanau, Frankfurt, Kastel, und Mainz. Die Straße von Schlüchtern nach Gelnhausen führte Napoleons Armee durch das schöne Kinzigtal. Vor der französischen Armee operierten Kosakenstreifkorps, die viele französische Kriegsgefangene mitführten.

Zur selben Zeit marschierte eine bayerisch-österreichische Armee unter dem bayerischen General Wrede über Würzburg nach Hanau, um Teile der französischen Armee dort abzuschneiden. Am 28. Oktober erreichte Wredes Vorhut die Kinzig bei Salmünster, südwestlich von Schlüchtern, und errichtete eine Barrikade, um die von Schlüchtern herannahenden französischen Truppen aufzuhalten. Das bayerische 1. Chevauleger-Regiment besetzte Hanau, während Kosaken auf Frankfurt vorgingen und dort den Belag der Mainbrücke bei Sachsenhausen entfernten. Die französische Garnison hatte Hanau nur Minuten vor dem Eintreffen der Bayern verlassen und es entwickelte sich nun ein ausgedehntes Geplänkel zwischen den Chevaulegers und den auf der Straße nördlich der Kinzigbrücke zurückgehenden französischen Truppen. Der Einsatz der bayerischen 1. Chevaulegers zog eine große Zahl französischer Kavallerieeinheiten ins Gefecht, sodass sich die Bayern am Nachmittag aus Hanau zurückziehen mussten. Im Verlauf dieses Gefechts gelangten Reste der großherzoglich hessischen Garde-Chevaulegers nach Hanau hinein und gingen am nächsten Morgen zu den Alliierten über.

General Wrede befahl nun die 1. leichte Kavalleriebrigade mit den 1., 2. und 7. Chevaulegers nach Hanau hinein, um die Franzosen wieder aus der Stadt zu treiben und gegen den auf der Straße nach Gelnhausen marschierenden Hauptteil der Grande Armée vorzugehen. Gegen 20.00 Uhr war der Druck der französischen Truppen gegen die 1. leichte Kavalleriebrigade allerdings so stark geworden, dass Hanau erneut aufgegeben werden musste. Kurz darauf trafen vier leichte Infanteriekompanien der bayerischen Infanterievorhut ein, und bis 22.00 Uhr hatte die 3. Infanteriedivision (de la Motte) Hanau erneut genommen. Die 2. Brigade der 3. Infanteriedivision wurde über die Kinzig geschickt, um die Vorstadt zu sichern und an der Straße nach Gelnhausen Stellung zu beziehen. Dieser Vorstoß gelang, und die Nacht des 28. blieb ruhig.

Am nächsten Morgen um acht Uhr ging französische Infanterie und Kavallerie gegen die 2. Brigade vor, wurde aber bei Verlust von zwei Geschützen zurückgeworfen. Ein österreichischer Flankenangriff gegen Gelnhausen wurde von überlegenen französischen Kräften abgewiesen. Am 29. gerieten 100 französische Offiziere und 4.000 bis 5.000 Mann in Gefangenschaft. In der Nacht vom 29. auf 30. Oktober sammelten sich starke französische Kräfte bei Gelnhausen für einen großen Angriff auf Hanau.

Die Schlacht begann am Morgen des 30. Oktober gegen acht Uhr. Ungefähr 2.000 französische Reiter mit zwei Geschützen attackierten die alliierten Vorposten, die von der leichten Kompanie des 3. Infanterierregiments (Prinz Karl), einem Zug der österreichischen Szekler Husaren und einer Schwadron der 2. Chevaulegers gehalten wurden. Der Angriff wurde gegen 10.00 Uhr abgewiesen, vermutlich mit der Unterstützung des 8. Infanterieregiments, das als Verstärkung eingesetzt worden war. In der Zwischenzeit gingen weitere 4.000 französische Reiter und 6.000 Mann Infanterie mit sechs Geschützen zum Angriff über und warfen die bayerische Vorhut bis Mittag auf die eigenen Linien zurück. Gegen 15.00 Uhr war die gesamte französische Armee mit 60.000 Mann Infanterie, 12.000 Kavallerie, und 140 Geschützen vor Ort, inklusive Napoleon und die Kaisergarde. Französischen Berichten zufolge sollen von dieser Zahl nur 5.000 Infanterie, vier Bataillone der Garde, 80 Schwadronen Kavallerie und 120 Geschütze eingesetzt bei Hanau eingesetzt gewesen sein.

Französische Gardekavallerie unter Nansouty trat aus der Deckung des Waldes beiderseits der Straße von Hanau nach Gelnhausen heraus, stellte sich gegenüber der bayerischen Artillerie an der äußersten linken Flanke der alliierten Linie auf, und ging gegen die bayerische Kavallerie der linken Flanke vor. Before die Kavallerie beider Seiten aufeinanderprallen konnte, schwenkte Nansoutys erste Welle nach links ein, um die bayerische Infanterie in der Mitte der Linie anzugreifen. Die bayerische Kavallerie schwenkte ebenfalls ein, um Nansoutys Reiter zu verfolgen. Unmittelbar hinter der Gardekavallerie stellte Drouot 50 Geschütze der Gardeartillerie auf und eröffnete ein vernichtendes Feuer gegen die linke Flanke der Alliierten, die sich nach Hanau zurückziehen musste. Die Infanterie in der Mitte wurde ebenfalls geworfen und an die Kinzig gedrängt. Die zurückflutenden Einheiten versuchten die Kinzig an der Lamboybrücke zu überqueren, einer schmalen Holzbrücke, deren Holzgeländer dem Andrang der fliehenden Truppen nicht standhielt. Viele Soldaten ertranken. General Czernichevs Kosaken attackierten derweil im Rücken der französischen Kavallerie und gewannen dadurch etwas Zeit für die im Rückzug begriffene Infanterie.

Französischen Berichten zufolge soll die Schlacht gegen 18.00 Uhr beendet und der Gegner geworfen gewesen sein. Andere Beobachter behaupteten, die Schlacht sei mit Einbruch der Dunkelheit zuende gegangen, als sich die Alliierten an das andere Ufer der Kinzig zurückzogen. Hanau wurde von österreichischen Grenadieren gehalten. Zwischen zwei und drei Uhr morgens begannen französischen Haubitzen mit dem Bombardement der Stadt. Häuser wurden in brand gesetzt, und General Wrede zog die Grenadiere aus Hanau ab, um die Stadt nicht der Zerstörung preiszugeben. Französische Infanterie, Kavallerie, und viele Versprengte besetzten nun erneut die Stadt. Andere Einheiten attackierten alliierte Stellungen auf der anderen Seite der Lamboybrücke, konnten den Gegner aber nicht bis zum Main zurückdrängen.

Die Grande Armée setzte währenddessen ihren Rückzug entlang der Straße von Gelnhausen über Hanau nach Frankfurt fort. Französische leichte Kavallerie erreichte Sachsenhausen gegen 11.00 Uhr und griff die dort befindlichen österreichisch-bayerischen Truppen an. Bis 15.00 Uhr am 31. Oktober hatte sich die alliierte Armee wieder gesammelt, und General Wrede führte die österreichischen Grenadiere zum Angriff gegen zwei italienische Divisionen in Hanau. Der Angriff gelang, aber General Wrede wurde durch Gewehrschüsse lebensgefährlich verwundet. Am nördlichen Ende der Kinzigbrücke flammte der Kampf wieder auf, als die französische Nachhut mit den österreichischen Grenadieren ins Gefecht geriet. Österreichische Husaren attackierten über die Brücke und trieben die feindliche Infanterie davon, aber das Holz der Kinzigbrücke hatte Feuer gefangen und die Infanterie konnte den erfolgreichen Husaren nicht mehr folgen. In Hanau schlugen immer noch französische Haubitzgranaten ein, und in der Vorstadt nördlich der Kinzig breiteten sich Feuer aus, als die Kampfhandlungen gegen 20.00 Uhr am 31. Oktober endlich beendet waren.

Bilder von Hanau

Das Frankfurter Tor in Hanau, und die in der Nähe gelegene Marienkirche.

Das Frankfurter Tor in Hanau, und die in der Nähe gelegene Marienkirche

Zugang zur Stadt Hanau durch das Frankfurter Tor.

Zugang zur Stadt Hanau durch das Frankfurter Tor

Das Schloss bei Hanau.

Das Schloss bei Hanau

Der Marstall am Hanauer Schloss.

Der Marstall am Hanauer Schloss

Marstalltor.

Marstalltor

Brücke über die Kinzig südöstlich von Hanau.

Brücke über die Kinzig südöstlich von Hanau

Von den verbliebenen 80.000 Mann, soll die Grande Armée bei Hanau 9.000 Gefallene und Verwundete, sowie 10.000 Gefangene verloren haben. Die alliierten Verluste beliefen sich auf 9.000 Gefallene, Verwundete, und Gefangene. Die offiziellen französischen Berichte sprechen von nur 400 bis 500 Gefallen und Verwundeten, gegenüber 4.000 Gefallenen und Verwundeten des Gegners, darunter sechs Generale, und 6.000 Gefangene.

Bibliographie

  • Nouvelles de l’armée Française au 31. Octobre 1813, Gazette du Grand-Duché de Francfort du 1re Novembre 1813.
  • Amtlicher Bericht S. E. des Herrn Generals Grafen von Wrede, Münchner politische Zeitung vom 7ten November 1813.
  • Amtlicher Bericht S. E. des Herrn Feldmarschall-Lieutenants, Grafen von Fresnel, Österreichicher Beobachter vom 10. November 1813.
  • Hanau – Kriegsgeschichte, Meyer’s Konversationslexikon, Sechste Auflage, Leipzig und Wien 1905
  • Dreier, Bruno: Neujahr 1813/1814: Mit Blücher bei Kaub über den Rhein (3. Auflage, Kaub 1996)
  • Leonhard, Karl Caesar von: Die Schlacht bei Hanau am 30. Oktober 1813 (Hanau 1813)
  • Pivka, Otto von: Napoleon’s German Allies (4) – Bavaria.

Feldzüge, Schlachten und Ereignisse der Napoleonischen Kriege