Retirieren

Retirieren.

Retirieren, heißt entweder im Allgemeinen, sich vor dem Feind zurückziehen, ihm Terrain überlassen, oder auch im besonderen Verstand die Bewegung rückwärts, wenn ein Truppenteil den Frontmarsch ausführt, nachdem vorher die ganze Wendung gemacht worden ist, wo also z. B. bei der Infanterie das dritte Glied vorne ist. Über die Bedeutung s. Rückzug.

Retirieren, beim Stoßfechten, ist, wie das Avancieren (s. Fechtkunst) entweder einfach oder doppelt, und steht mit dem letzteren in sofern in Verbindung, als man durch dieses zu jenem bestimmt werden kann; denn man hat nicht nötig zu retirieren, wenn der Gegner nicht avanciert, ausgenommen, man müsste sich bloß verteidigungsweise verhalten wollen, wo man gleich Anfangs die mittlere Mensur bricht. Das Retirieren geschieht zuerst bloß mit dem vorstehenden Fuß, und heißt dann einfach; setzt man hierauf auch den hinten stehenden Fuß in gleicher Weite zurück, so heißt das Retirieren doppelt. Hierbei muss man sich aber in Acht nehmen, dass der Körper nicht aus einer gekrümmten Stellung komme, (s. Position), oder dass, anstatt die Füße ruhig zurückzusetzen, zurückgesprungen werde. Das Retirieren darf nur angewendet werden, wenn der Gegner die Klinge inwendig oder auswendig stringiert; man retiriert dann in demselben Augenblick einfach; mit der Parade des auf das Stringieren folgenden Nachstoßes setzt man hierauf nur den linken Fuß in gleicher Weite zurück. Noch besser ist es aber, gleich bei dem Stringieren doppelt zu retirieren, und während dem man den Nachstoß pariert, wieder zu avancieren, und selbst einen Nachstoß folgen zu lassen, wodurch der Gegner zum Weichen gebracht werden wird.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe