Rajputana

Rajputana.

Rajputana (Radschputana, seit 1949 Rajasthan), Land der Rajputen, großes Gebiet im nordwestlichen Teil Britisch-Indiens, zwischen 23°9′–30°11′ nördlicher Breite, das 21 unter einheimischen Fürsten stehende Staaten und den britischen Distrikt Adschmir-Merwara (s. d.) einschließt und als ein Bezirk von einem englischen Chief Commissioner, der in Adschmir, im Sommer in Abu residiert, mit sieben Commissioners beaufsichtigt und teilweise verwaltet wird. Ohne Adschmir-Merwara umfasst Rajputana 336.038 km² mit (1901) 9.723.301 Einwohnern, die sich wie folgt verteilen:

Staaten Quadratkilometer Einwohner
Westliche Division 196.280 2.593.562
Bikanier 57.858 584.627
Dschessalmier 42.596 73.370
Dschodphur (Marwar) 95.826 1.935.565
Südliche Disivion 50.891 1.502.234
Mewar (Udaipur) 32.814 1.030.212
Banswara und Kuschalgarh 3.885 165.350
Partabgarh 3.781 52.025
Dungarpur 2.590 100.103
Sirohi 7.821 154.544
Östliche Division 88.867 5.627.505
Dschaipur 37.462 2.658.666
Kischengarh 1.875 90.970
Lawa 47 2.671
Ulwar (Ulwur) 7.832 828.487
Bhartpur 5.112 626.665
Dholpur 3.108 270.973
Karauli 3.129 156.786
Dschallawar 6.977 90.175
Tonk 6.498 143.330
Bundi 5.957 171.227
Kotah 9.834 544.879
Schahpura 1.036 42.676
Zusammen 336.038 9.723.301

Unter sämtlichen 21 Staaten ist Tonk der einzige muslimische, zwei (Bhartpur und Dholpur) werden von Dschaina, die übrigen 18 von Rajputen beherrscht. Nach dem Religionsbekenntnis schied sich die Bevölkerung in 8.089.513 Hindu, 924.656 Muslime, 342.595 Dschaina, 2840 Christen, 360.543 Naturanbeter u. a. Um die Christianisierung bemüht sich die presbyterianische Mission. Der Volksunterricht, namentlich der Mädchen, ist sehr mangelhaft; 2 Colleges, eine Sanskrit- und eine Gewerbeschule bestehen in Dschaipur, wo überhaupt vergleichsweise viel für die Volksbildung geschehen ist. Die politische Einteilung (s. die Tabelle) richtet sich nach Bodengestaltung und Klima: 1) die unfruchtbaren Sandsteppen und Wüsten nördlich und westlich der Arawalikette (Westliche Division); 2) die Gebirgsstaaten im Bereich der von Nordosten nach Südwesten streichenden Arawaliberge (bis 1767 m), ein größtenteils gut bewässerter und in den Flusstälern fruchtbarer Landstrich (Südliche Division); 3) das östliche und mittlere Rajputana zwischen den Arawali- im Westen und den Khotribergen im Osten, ein durchschnittlich 450 m hohes Tafelland, zwischen dessen Grasplätzen und Feldern sich bis 10 km² große unfruchtbare Sandflächen ausbreiten, außerdem das Gebiet des zur Dschamna fließenden Tschambal (Östliche Division).

Das Klima ist in den meisten Teilen sehr heiß (bis 45,7°), aber auch sehr schwankend in den einzelnen Jahren; im Thar fällt das Thermometer bis -3,7°. Der Regenfall ist sehr unregelmäßig, in einzelnen Gegenden äußerst selten. In der Wüste mit ihren Salzablagerungen herrscht großer Mangel an Wasser, das auch sonst meist sehr schlecht ist und häufig Krankheiten (Cholera) verursacht. Auch sucht Hungersnot infolge von Dürre und Verwüstung durch Heuschreckenschwärme die Bevölkerung periodisch heim, die 1891–1901 (hauptsächlich auch durch die Beulenpest) um 2.267.203 abgenommen hat. Die Ernten sind bis auf einige fruchtbare Distrikte dürftig; Hauptkulturen sind: Mais, Weizen, Ölfrüchte, Mohn für Opium, Farbpflanzen, hier und da Zuckerrohr und Reis. Die Viehzucht ist desto bedeutender. In den weiten Wüstenstrichen weiden große Herden von Kamelen, die beim Ackerbau verwendet werden, von Rindern, Schafen und sehr ausdauernden Pferden.

Kobalt, Zink, Blei, Kupfer, Eisen und Alaun werden sehr wenig ausgebeutet, große Mengen von Salz aber teils aus dem großen Sambharsee durch die britisch-indische Regierung, teils aus anderen Salzseen und aus Brunnen gewonnen und sehr schöne Emailarbeiten (Dschaipur, Partabgarh), Gold- und Silberschmiedearbeiten, feines Tuch und Leder angefertigt. Der Handel mit Salz, Wolle, Opium, Vieh ist bedeutend. Die schönste Stadt und die wichtigste für Handel, Bank- und Wechselverkehr ist Dschaipur (s. d.), die bedeutendsten Pferde-, Kamel- und Rindviehmärkte werden in Tilwara im Staat Dschodhpur und in Puschkar (s. d.) bei Adschmir abgehalten.

Mit Eisenbahnen, die sich in Dschaipur kreuzen, ist Rajputana gut versehen; an Straßen gab es 1902: 3380,5 englische Meilen. In Rajputana erscheinen 10 Zeitungen in heimischen Dialekten. Die Fürsten von Rajputana traten 1818 unter englischen Schutz. Jetzt sorgt ein aus Fürsten und englischen Beamten gebildetes Schiedsgericht für Beilegung innerer Fehden. Zur Erhebung der Salz- und Zuckersteuer ist Rajputana vom übrigen Indien durch Zollschranken abgeschlossen. Die Fürsten können eine Milizarmee aufbringen von 69.023 Mann Infanterie, 24.287 Mann Kavallerie (darunter auch Kamelreiter) und besitzen 2003 Geschütze. Die Engländer unterhalten in Adschmir und anderen Punkten Garnisonen; außerdem sind aus den Gebirgsstämmen drei Bataillone Lokalinfanterie angeworben.

Seit 1892 bestanden in der Bengal-Armee sieben Rajput-Regimenter:

  • 4th (Prince Albert Victor’s) Rajput Regiment of Bengal Infantry, 1897
  • 7th (Duke of Connaught’s Own) Rajput Regiment of Bengal Infantry, 1893
  • 11th (Rajput) Regiment of Bengal Infantry, 1897
  • 13th Rajputs (The Shekhawati Regiment), 1903
  • 16th (The Lucknow) Rajput Regiment of Bengal Infantry, 1897
  • 17th Musulman Rajput Infantry (The Loyal Regiment), 1902
  • 18th Musulman Rajput Infantry, 1902

Das 1922 aufgestellte Regiment der 6th Rajputana Rifles bestand aus sechs Bataillonen:

  • 1st Battalion, ehem. 104th Wellesley’s Rifles
  • 2nd Battalion, ehem. 120th Rajputana Infantry
  • 3rd Battalion, ehem. 122nd Rajputana Infantry
  • 4th Battalion, ehem. 123rd Outram’s Rifles
  • 5th Battalion, ehem. 125th Napier’s Rifles
  • 10th (Training) Battalion, ehem. 13th Rajputs (The Shekhawati Regiment)

Bibliographie

  • Adams, A.: The Western Rajputana States (Lond. 1899)
  • Webb, W.: The currencies of the Hindu States of Rájputana (Lond. 1893)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Historische Orte