Major Wilhelm Joachim Reinhold Graf von Krockow

Wilhelm Joachim Reinhold Graf von Krockow, preußischer Major, am 18. Dez. 1767 in Sorau in Oberschlesien, wo sein Vater, Hans Kaspar von Krockow, in Garnison steht, geboren, erhält eine sorgfältige Erziehung, tritt in das später von Blücher befehligte Husarenregiment, macht unter diesem die Feldzüge der neunziger Jahre gegen die Franzosen mit und nimmt, nachdem sein Vater Heinrich Joachim Reinhold Graf Krockow, ein alter Offizier aus dem Siebenjährigen Krieg, gestorben ist, 1796 als Rittmeister seinen Abschied, um sich der Verwaltung der ihm zugefallenen Peester Güter im pommerschen Kreis Schlawe zu widmen. Glühender Franzosenhass und aufrichtige Vaterlandsliebe geben ihm 10 Jahre später von neuem das Schwert in die Hand.

In der zweiten Hälfte des Dezember 1806 erbittet und durch Kabinettsorder vom 27. des selben Monats erhält er die Erlaubnis, ein Freikorps zu errichten, das er mit Hilfe der pommerschen Stände auszurüsten verspricht, für welches er aber zunächst selbst nicht unbedeutende Geldopfer zu bringen hat. Seine von Danzig ausgehenden Werbungen haben guten Fortgang und schon Anfang Februar 1807 hat er die nötige Mannschaft, teils vom Militärdienst Befreite, sogen. „Eximirte“, teils ranzionierte Soldaten, beisammen; an Offizieren mangelte es, obgleich diesen der spätere Rücktritt in die Armee gewährleistet ist; Bekleidung und Bewaffnung lassen noch zu wünschen übrig. Der Etat des Korps weist ein Fußjägerbataillon zu fünf Kompanien mit 821 Mann, eine Schwadron Jäger zu Pferde mit 188 Reitern (ohne Offiziere) und eine reitende Artillerie – zwei dreipfündige Kanonen – nach. Die Feuertaufe erhält das v. Krockow’sche Freikorps am 18. Februar in Stolpe, wo die Leibkompanie, zum Schutz gegen die in Hinterpommern eingefallenen polnischen Insurgenten und zur Erhaltung der Landverbindung zwischen Danzig und Kolberg dahin entsandt, gegen vielfach überlegene Kräfte der ersteren ein rühmliches, aber verlustreiches Gefecht besteht; dann wird es zur Verstärkung der Garnison von Danzig gegen den bevorstehenden Angriff der Franzosen in dieser Festung vereinigt und nimmt seit Anfang März an den Gefechten, welche die Besatzung gegen die Einschließungstruppen zu bestehen haben, tätigen Anteil.

Bei einem, von Neufahrwasser aus wo das Freikorps stationiert ist, ihm gegen Langfuhr zur Unterstützung eines Ausfalles am 26. März aufgetragenen Vorstoß lässt Krockow sich durch die Hoffnung, aus Oliva den Inhalt eines Magazins zurückbringen zu können, verleiten, seine Operation zu weit auszudehnen; er wird abgeschnitten und fällt nach mannhafter Gegenwehr, durch 13 Wunden kampfunfähig gemacht, in feindliche Gefangenschaft. Der Verlust des Führers macht die Hoffnungen zu nichte, zu welchen die bisherigen Leistungen seines Korps berechtigten. Es glückt nicht, Major Krockow durch eine geeignete Persönlichkeit zu ersetzen; die Anzeichen innerer Zersetzung werden bald bemerkbar, der unglückliche Gang der Ereignisse wirkt sich verderblich aus, die Bande der Manneszucht lockern sich, organisatorische Maßregeln verringern den numerischen Bestand und am 17. Juni schließt die kriegerische Laufbahn der Truppe bei einem Angriff des Feindes auf Labiau, wohin sie auf dem Rückzug der Armee gelangt ist, mit einem schmählichen Davonlaufen ab. Anfangs August werden die vorhandenen Reste, im ganzen noch 23 Offiziere und 523 Mann, aufgelöst. (Das Krockow’sche und Marwitz’sche Freicorps, im Militärwochenblatt, Berlin 1843, Nr. 26 ff.).

Graf Krockow, aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, nimmt den Abschied; andere Gnadenbeweise ablehnend, bittet er nur um die Erlaubnis, bei wiederausbrechendem Krieg von neuem verwandt zu werden; die Uniform seiner Jäger darf er forttragen. Er lebt nun auf seinen Gütern, bis er im Jahre 1809 der Beteiligung am Tugendbunde angeklagt wird und jene mit Beschlag belegt werden. Er geht nach Österreich, erbittet und erhält den Auftrag, zum Krieg gegen Napoleon wiederum ein Freikorps zu errichten und ist mit der Ausführung dieser Absicht beschäftigt, als ihm ein gegen seine Person erlassener Steckbrief zu Gesicht kommt, welcher seine Vaterlandsliebe und seine heiligsten Gefühle so tief verletzt, dass er nach Preußen zurückkehrt und sich den Gerichten stellt.

Zwei Jahre lang sitzt er in Kolberg in Haft; Urteile, welche seiner Sache günstig sind, werden unter dem Einfluss der Zeitströmungen kassiert, endlich, nachdem ein weiterer Spruch zu seinen Gunsten ausgefallen ist, erhält er die Freiheit und den Besitz seiner Güter wieder. Seinem Patriotismus tut das keinen Abbruch. Als der Krieg von 1813 bevorsteht, hat er in der Stille schon wieder Mannschaften eingeübt und hofft die Erlaubnis zur Aufstellung eines Freikorps zu ethalten, aber sein Wunsch geht nicht in Erfüllung und ebensowenig findet er anderweite Verwendung im Kampf gegen Napoleon. Unter seinen Gedichten, von denen ein Teil im Druck erschienen ist, findet sich eines, welches seinem Schmerz darüber Ausdruck gibt. Nur seinen ältesten Sohn ist ihm vergönnt, in demselben Regiment, in welchem er einst selbst gestanden, den Krieg mitmachen zu sehen. Am 29. Sept. 1821 stirbt er auf einem seiner Güter, Thyn.

Bibliographie

  • Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909
  • Poten, Bernhard von: Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 34 (Leipzig 1883)

Quelle: Bernhard von Poten

Figuren der Preußischen Armee der Napoleonischen Kriege