Guillaume René Baron de l’Homme, Seigneur de Courbière

Preußischer General Guillaume René, Baron de l’Homme de Courbière, 1807.

Courbière (sprich kurbjär’), Guillaume René Baron de l’Homme, Seigneur de, preußischer Feldmarschall, geb. 25. Febr. 1733 in Maastricht, gest. 23. Juli 1811. Abkömmling eines hugenottischen Adelsgeschlechts in der Dauphiné, welches ihres reformierten Glaubens wegen zum Teil Frankreich verlassen musste, tritt Courbière als Sohn eines holländischen Offiziers, 14 Jahre alt, in holländischen Dienst. Er verlässt ihn 1757 als Ingenieurkapitän, als der König von Preußen zum dritten Mal in den Schlesischen Krieg zieht. Hauptmann Courbière erhält eine Kompanie in dem am 9. Sept. 1756 bei Freiberg in Sachsen errichteten Frei-Bataillon v. Mayr (F2). Bereits kriegserfahren, als Offizier im Österreichischen Erbfolgekrieg, lernt er unter Mayr den sogenannten kleinen Krieg, und dient nach dessen Tod im selben Bataillon unter Jean François de Collignon weiter.

Der König befördert Courbière am 20. Okt. 1758 zum Major, und überträgt ihm als Interims-Kommandeur die Führung des Freibataillons v. Collignon. An der Spitze dieser Truppe bewährt er sich als Verteidiger von Herrnstadt (Wasosz, Niederschlesien) gegen den russischen Feldmarschall Graf Saltykow, und wird dafür am 6. März 1760 zum Oberstleutnant, und zum Chef des Bataillons ernannt. Collignon erhält stattdessen das Frei-Bataillon Angelelli (F3).

Für seine Verdienste bei der Belagerung von Dresden wird Courbière im Juli 1760 mit dem Orden »pour le mérite« belohnt. Im August marschiert er in der Avantgarde des Königs nach Schlesien, zeichnet sich dort in den Schlachten bei Liegnitz und Torgau aus, und erhält für den bevorstehenden Feldzug 1761 eine besonders vertrauensvolle Aufgabe auf dem pommerschen Kriegsschauplatz. Vorbereitend wird das Frei-Bataillon de Courbiére am 6. Jan. 1761 in Barby (Elbe) zum Regiment verstärkt.

Bei der Friedensreduktion des Heeres 1763 bleibt das I. Bataillon von Courbière’s Truppe als einziges Frei-Bataillon erhalten und geht als Ersatz für das Garnison-Regiment XII nach Emden; die Mannschaften des II. Bataillons füllen das Garnison-Regiment IV auf. Courbière wird Kommandant von Emden, heiratet hier und gründet eine Familie. Als Hauslehrer der Kinder fungiert später der vielfach umhergewürfelte Johann Gottfried Seume, bis 1787 zwangsrekrutierter preußischer Musketier in Emden, dann als Deserteur zum Spießrutenlaufen verurteilt, für dessen Begnadigung sich Courbiére einsetzt.

Im Jahre 1771 rückt Courbière zum Oberst auf, wirkt bei der Aufstellung von Füsiliereinheiten mit, und wird im Juli 1780 Generalmajor. 1787 zum Generalleutnant avanciert, befehligt er im Ersten Koalitionskrieg gegen die französische Republik die preußischen Garden, nimmt 1792 Verdun, entscheidet 1793 die Schlacht bei Pirmasens und führt 1794 ein Armeekorps. Am 20. Mai 1798 zum General der Infanterie befördert, und 20. Mai 1803 zum Gouverneur von Graudenz ernannt, macht er sich in letzterer Eigenschaft einen europäischen Namen. Anders als viele Gouverneurskollegen, die Napoleon reihenweise preußische Festungen aushändigen, reagiert der 74jährige friderizianische Veteran auf Kapitulationsforderungen durchweg mit derb und deutsch geschriebenen Antworten, obwohl ihm das Französisch von Jugend an geläufig ist, und er nur gebrochen Deutsch spricht. Erst nach dem Frieden korrespondiert Courbière mit dem Gegner französisch.

Napoleons Verhandlungsführer, General Anne Jean Marie René Savary, schreibt am 16. März 1807 an Courbière, nachdem dieser eine zum dritten Mal geforderte Unterredung ablehnt, nämlich als etwas „von seinem Herrn und Souverain“ Verbotenes: „Ich hätte vielleicht das Recht, Sie wie jene katalonischen Kommandanten zu behandeln, welche, da sie ihre alte Dynastie anerkannten, trotz ihres Widerstandes unter das Joch mussten und zwar unter grausamen Bedingungen. Der Herr, dem Sie zu dienen behaupten, hat uns alle seine Rechte überlassen, indem er uns seine Staaten überließ.“ Courbière entgegnet, als ihm diese Nachricht vom französischen Parlamentär, »chef de bataillon« Aymé, vorgelesen: „Votre général me dit ici qu’il n’y a plus un Roi de Prusse, pui que les Français ont occupé ses états. Eh bien, ça se peut; mais s’il n’y a plus un Roi de Prusse, il existe encore un roi de Graudenz. Dites cela à votre général.“

„Ihr General sagt mir hier, dass es keinen König von Preußen mehr gibt, weil die Franzosen seine Länder besetzt hätten. Nun gut, das mag sein; aber wenn es keinen König von Preußen mehr gibt, so gibt es immer noch einen König von Graudenz. Sagen Sie das Ihrem General“.

Nachdem der Parlamentär ins eigene Lager zurückgekehrt, antwortet „der Gouverneur auf diesen Brief mit Granat- und Kugelfeuer“, wie es im Verteidigungs-Diensttagebuch der Festung heißt.

In Anerkennung für die erfolgreiche Verteidigung von Graudenz wird Courbière nach dem Frieden von Tilsit, am 21. Juli 1807 in Memel, durch die Ernennung zum Feldmarschall belohnt. 1889 erhält das 2. posensche Infanterieregiment Nr. 19 seinen Namen, und durch Kabinettsorder vom 14. Dez. 1893 wird die alte Festung Graudenz mit dem Namen »Feste Courbière« belegt.

Figuren

  • Russische und Preußische Stabschefs, 1:72 Strelets 002

Militärischer Werdegang

  • Eintritt ins holländische Heer, 1747
  • Eintritt in die preußische Armee als Ingenieurhauptmann, 1757
  • Major, 1758
  • Oberstleutnant und Bataillonskommandeur, 1760
  • Oberst, 1771
  • Generalmajor, 1780
  • Generalleutnant, 1787
  • General der Infanterie, 1798
  • Gouverneur von Graudenz, 1803
  • Feldmarschall, 1807

Bibliographie

  • Knötel, Richard: Die Königin Luise in 50 Bildern für Jung und Alt (Berl. 1896)
  • Liliencron, Rochus Freiherr von: Allgemeine deutsche Biographie (Bd. 4, Leipz. 1876)
  • Lippe-Weißenfeld, Ernst Graf zur: Allgemeine Deutsche Biographie (Bd. 4, München 1876)
  • Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Quelle: Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld

Figuren der Preußischen Armee der Napoleonischen Kriege