Intermodellbau 1997
Westfalenhallen Dortmund

Größte Ausstellung für Modellbau und Modellsport in Europa

INTERMODELLBAU ’97.

Modellbau in allen seinen Facetten präsentierte die INTERMODELLBAU ’97 vom 09. bis 13. April 1997 in den Hallen 2–8 des Messezentrums Westfalenhallen Dortmund. Dabei erreichte die Messe den größten Umfang in ihrer 19jährigen Geschichte.

An der INTERMODELLBAU ’97 beteiligten sich 438 Aussteller aus 12 Ländern. Der Anteil ausländischer Aussteller lag bei 10 %. Mit dieser Ausstellerzahl konnte die Rekordzahl des Vorjahres nochmals um 8 % gesteigert werden. Aufgrund der hohen Ausstellerbeteiligung wurde die Gesamtfläche um 3.000 m² auf insgesamt 43.000 m² erweitert.

Im Vorjahr kamen über 117.000 Besucher nach Dortmund und auch in diesem Jahr waren die interessanten Stände der INTERMODELLBAU mit fast 110.000 Besuchern regelrecht belagert. Zwischen 8:00 und 9:30 Uhr bereitete die Parkplatzsuche keine Probleme, nur die Menschenmassen an den Kassenhäuschen wirkten etwas abschreckend.

Wer sich für Modellbau im Maßstab 1:72 interessierte, musste lange Wege einplanen, die relevanten Firmen und Aussteller waren auf die Hallen 2 bis 8 verteilt. Die fehlende Konzentration hatte allerdings den Vorteil, dass die Besucher auch im Vorbeigehen mit interessanten Exponaten aus anderen Bereichen des Modellbaus konfrontiert wurden.

Im Vergleich mit anderen Messeorten fiel die Verpflegung der Besucher etwas spartanisch aus. Wir vermissten vegetarische Fast-Food Highlights wie Falafel (Stuttgart), den berühmten Früchtebecher mit Quark (Hannover-Messe), vegetarische Pizza (Chicago) und, ganz besonders, den weltweiten Messe-Hit: Eis am Stiel. In Halle 3 verfälschte unangenehmer Bratgeruch den Duft von heißen Reifen entlang der Mini-Car Rennstrecke, die Dunstwolke über dem Ring stammte leider nicht von Verbrennungsmotoren, wie zunächst angenommen.

Bewährtes und Neues in 1:72

Der Freundeskreis Napoleonische Geschichte zeigte einen Ausschnitt der Schlacht bei Waterloo, nämlich den Einsatz der Preußen bei Plançenoit. Das Großdiorama mit mehr als 5.000 Figuren entwickelte sich schnell zum Zuschauermagnet. Wir hätten uns eine napoleonische Simulation auf diesem schönen Gelände gewünscht. Angesichts der Detailfülle und der mehrstündigen Aufbauzeit wird dies zunächst wohl ein Wunschtraum bleiben.

Die Interessengemeinschaft Historische Figuren war mit einer Reihe exzellenter Dioramen und Einzelfiguren im Maßstab 1:72 vertreten. Viele umgebaute Figuren, vorbildliches Gelände, interessante Themenwahl, professionelle Präsentation und Beleuchtung machten jedes einzelne Diorama zum Augenschmaus. Das freundliche Standpersonal beantwortete viele Fragen zum Figuren-Hobby. Wer wollte, durfte den Könnern beim Malen und Bauen zusehen.

Am Stand der Interessengemeinschaft Militärfahrzeug-Modellbau waren Dioramen und seltene Umbauten von Fahrzeugen zu sehen, darunter ein amerikanischer Stuart Panzer mit aufgesetzter PaK 40. Ein Zug mit fünf Stuart Panzerjägern soll bei den Tito Partisanen in Jugoslawien gedient haben. Außerdem wurde eine deutsche Panzerdraisine mit liebevoll detaillierter Inneneinrichtung gezeigt. Eine Vitrine war mit verschiedenen Ausführungen des britischen Churchill Panzers gefüllt, eine Modellstudie an dem inzwischen nicht mehr lieferbaren ROCO-Modell. Die IMM gibt eine eigene Clubzeitschrift mit Bauplänen und Modellbautips heraus. IMM Mitglied Peter Laxy kündigte ein Regionaltreffen für Modellbauer an. Modellbau in Windhagen – Bürgerhaus findet am 03. und 04. Mai 1997 statt. Einlass ist von 11:30 bis 18:00 Uhr.

Revell kombinierte die firmeneigenen 1:72 Figuren mit 1:76 Fahrzeugen und Dioramaplatten von Matchbox. Beide Maßstäbe werden in einer gemeinsamen Schachtel geliefert, eine unübliche Zusammenstellung, die für Einsteiger dennoch geeignet und preislich interessant ist. Am Revell Messestand wurden verschiedene Mini-Dioramen aus dieser Serie ausgestellt. Auf Holzplatten aufgebaut, bemalt und mit Streumaterial dekoriert, zeigten die Dioramen den Leistungsstand eines geübten Modellbauers. Mit einfachen und unmittelbar nachvollziehbaren Dioramen dieser Art werden Anfänger an ein kreatives und kostengünstiges Hobby herangeführt. Leider tauchen die wertvollen Verkaufshilfen nur selten im Fachhandel auf, sie bleiben dem interessierten Messe- und Fachpublikum vorbehalten.

Kai Fuhrmann zeigte Zubehörteile für Dioramen, darunter Zelte verschiedener Epochen, Schanzkörbe, Schützengräben und Bunkeranlagen. Figurenserien der Kleinhersteller Jörg Schmäling und Frank Germershaus waren am letzten Messetag bereits vergriffen, insbesondere die napoleonischen Serien.

Mittlerer Feldwagen.

Fine Scale Factory brachte interessante Neuheiten mit, Mörser, Festungs- und Belagerungsgeschütze, Munitionsanhänger, Protze und ein Gatling-Geschütz aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg. Panzermodelle waren zu sehen, z. B. Sherman Varianten mit Zusatzpanzerung, Panzerspähwagen Sd.Kfz. 233 mit 7,5 cm Stummelkanone, ein deutscher A7V und der französische St. Chamond Panzer aus dem Ersten Weltkrieg. Wir berichten demnächst über den deutschen Feldwagen und den St. Chamond von Fine Scale Factory.

M.G.M hatte die neue Kavallerie der Wehrmacht von SHQ in Dortmund dabei. Reiter und Pferde sehen gut aus, und sollen in Kürze lieferbar sein.

KARTON-MODELLBAU International aus München bietet interessierten Modellbauern die Möglichkeit, eigene Entwürfe historischer Gebäude als Papier-Bastelbogen zu veröffentlichen. Wer Figuren in 1:72 sammelt, braucht dazu passende historische Gebäude, Fahrzeuge und Zubehör. Papiermodelle in 1:72 sind eine billige Alternative gegenüber Resin-, Zinn- und Gipsmodellen, dennoch wird dieser Maßstab im Karton-Modellbau kaum beachtet.

Scheuer & Strüver aus Hamburg liefert Kartonmodelle der Firma Usborne, die mit HO/OO Figuren von Airfix kompatibel sind. Daneben gibt es historische Gebäude in 1:70 und 1:75, die mit 1:72 Figuren kombiniert werden können. Scheuer & Strüver führt außerdem ein umfangreiches Sortiment an Panzerfahrzeugen aus Papier. Die Modelle sind farbig gedruckt, nach der Montage müssen nur noch die Schnittkanten retuschiert werden. Geneigte Modellbauer könnten diese Fahrzeuge vom Maßstab 1:25 auf 1:72 reduzieren.

Werkzeughersteller Rai-Ro war nicht mit einem eigenen Stand vertreten, die Redaktion konnte sich aber mit den vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Rai-Ro Wachsspachtel Technik vertraut machen. Andreas Brune von IMPERIAL zeigte einige Anwendungsbeispiele für Klebe-, Füll- und Modellierwachs von Rai-Ro, das mit einem speziell dafür entwickelten Lötspachtel verarbeitet wird. Die Technik eignet sich sehr gut zum Umbau von Figuren und Fahrzeugen. Wir wollen demnächst ausführlich darüber berichten.

IDL Software zeigte die neue Rollview Aufnahmetechnik für Modelle und dreidimensionale Objekte allgemein. Rollview unterscheidet sich von der herkömmlichen Fotografie dadurch, dass die aufgenommenen Objekte im Computer beliebig gedreht, gekippt und von allen Seiten inspiziert werden können. Der Betrachter wählt die Perspektive selbst, vergrößert oder verkleinert die Darstellung und löst interessante Bewegungsabläufe aus. Lastwagen kippen Ladung ab, Bagger und Kräne bewegen sich, Warnleuchten blinken, Richtantennen und Geschütztürme drehen sich, Türen werden geöffnet und die Besatzung steigt ein oder aus. Deutsche Telekom hat die Beschleunigung der T-Online Übertragungsgeschwindigkeit angekündigt, dann kommen auch deutsche Internet Benutzer und Leser der Zeitschrift Military Miniatures Magazin in den Genuss der Rollview Bilder.

An verschiedenen Ständen wurden die neuen HäT und IMEX Figuren angeboten. HäT gibt die beliebten Airfix Figuren aus dem Ersten Weltkrieg in einer neuen Auflage heraus, deutsche Soldaten in Pickelhauben, Franzosen im Stahlhelm, Engländer in der Dienstmütze, Amerikaner im Montana Hut und Britische Artillerie. Auch die Preußische Landwehr von Airfix ist nach gut 20 Jahren Pause wieder erschienen, ebenso die italienische Infanterie aus dem Zweiten Weltkrieg. HäT läßt die neu aufgelegten Figuren in geänderten Farben produzieren, um eine Verwechslung mit teuren Sammlerstücken der Airfix Originalausgabe zu vermeiden. Dennoch dürfte ein leichter Preisverfall bei den betroffenen Airfix Originalen einsetzen wenn Modellbauer und Wargamer ihren enormen Figurenbedarf ab sofort mit den billigeren HäT Figuren decken. Offenbar werden die HäT/Airfix Figuren in Frankreich produziert, die Qualität der Abgüsse spricht jedenfalls dafür. Der IMEX Spielset „Custer’s Last Stand“ ist lieferbar, ebenso die Sioux-Krieger zu Pferd/Fuß. Sogar die Südstaaten-Kavallerie von Gulliver wurde in Dortmund angeboten, das erste und einzige Produkt dieser kurzlebigen Firma.

Aussteller Zufrieden

Ausgesprochen positiv fiel die Beurteilung des Messeerfolges durch die Aussteller aus: Lediglich 5,9 % waren mit dem Geschäftserfolg nicht zufrieden, 32,4 % beurteilten ihn sogar mit gut oder sehr gut und 32,2 % mit befriedigend.

Anscheinend hat sich auch das Kaufverhalten der Modellbauer 1997 positiv geändert: So beurteilten die Aussteller der diesjährigen INTERMODELLBAU das Geschäftsergebnis im Vergleich zu 1996 deutlich besser, wobei kein einziger Aussteller angab, ein schlechteres Ergebnis als 1996 erzielt zu haben. 85 % der Aussteller erwarten zudem ein sehr gutes bis befriedigendes Nachmessegeschäft.

Auch der Messeplatz Dortmund erhielt gute Noten: 20 % der Aussteller hatte es „sehr gut“ gefallen, 70 % „gut“ und nur 1,2 % hatte sich auf der INTERMODELLBAU nicht wohl gefühlt.

89.9 % der Aussteller planen für 1998 eine erneute Teilnahme, lediglich 1,2 % schloss dies generell aus, während der Rest noch keine Entscheidung getroffen hatte.

Interessante Ergebnisse der Besucherbefragung

Sie ergab, dass mit 7 % der Besucher etwa genau so viel aus dem Ausland wie aus Dortmund kamen. Von den inländischen Besuchern stammten 65 % aus NRW und 28 % aus anderen Bundesländern. Von der Besucherstruktur her war die INTERMODELLBAU ’97 eine ausgesprochen „männliche und junge“ Ausstellung: 91,6 % der Eintrittskarten wurden an Männer verkauft, 60 % aller Besucher/innen waren unter 40 Jahre alt.

Erstaunlich ist auch die Tatsache, dass 10,2 % der Besucher Fachbesucher waren, weil sie beruflich mit dem Messethema zu tun haben, 78 % der Besucher bezeichneten sich als „aktive“ Modellbauer.

Erfreulich positiv beurteilten die Besucher ihren Gesamteindruck: 16,1 % vergaben die Note „sehr gut“, 71,4 % „gut“ und 11,5 % „zufriedenstellend“. Weniger als 1,6 % urteilten „schlecht“. Kein Wunder, dass auch nur 3,9 % angaben, der Messebesuch hätte sich nicht gelohnt.

Die nächste INTERMODELLBAU ist bereits terminiert. Sie findet vom 01. bis 05. April 1998 im Messezentrum Westfalenhallen Dortmund statt. Dann soll die Ausstellung nochmals erweitert werden und in allen Hallen des Dortmunder Messezentrums stattfinden.

Veranstaltungskalender