Marschquartier

Marschquartier.

Marschquartier, dasjenige Quartier, welches Truppen auf Reisemärschen, nach zurückgelegter Tagereise, beziehen. Sobald die Truppen daselbst angekommen sind, marschieren sie an dem zum Alarmplatz bestimmten Ort auf; hier wird sogleich die Wache und andere nötige Dienste kommandiert, und sodann werden die Quartierzettel ausgeteilt; jeder Unteroffizier schreibt sich die Quartiere der zu seiner Korporalschaft gehörigen Mannschaften auf, ehe alles auseinander geht. Der Infanterist kann sich erst einige Stunden ausruhen; dann reinigt er aber seine Kleidungs- und Austrüstungsstücke, und setzt zum morgendlichen Marsch alles wieder in Stand. Der Kavallerist, nachdem er sein Pferd in den Stall gezogen hat, muss erst dasselbe mit allem Nötigen versehen, ehe er an sich selbst denken kann. Die Pferde und das Reitzeug, bei der Artillerie die Geschirrsachen, die Geschütze usw. werden genau untersucht; alles Schadhafte wird sogleich angezeigt; die Unteroffiziere besehen sogleich die Ställe, ob sie gesund, und auch geräumig genug sind, dass die Pferde sich des Nachts niederlegen können; die vorgefundenen Mängel werden abgeändert, oder dem nächsten Offizier angezeigt. Die Unteroffiziere sorgen ferner für die gute Wartung und Pflege der Pferde, und sehen darauf, dass die Leute sich zeitig niederlegen, um am anderen Morgen wieder früh genug im Stall zu sein. Die gedrückten und sonst kranken Pferde werden auf einen Ort zusammengebracht, damit der Kurschmidt im Stande ist, sie gehörig zu behandeln. Die Bagagewagen werden gewöhnlich beim Quartier des kommandierenden Offiziers, oder bei der Wache aufgefahren; für die Geschütze und Fahrzeuge der Artillerie muss ein besonders geeigneter Platz aufgesucht werden, zu welchem die dabei aufgestellten Schildwachen niemanden kommen lassen, der nicht dabei etwas zu tun hat. Abends um 9 Uhr wird der Zapfenstreich geblasen oder geschlagen; und am anderen Morgen 1 Stunde vor dem Abmarsch zum Wecken (die Reveille); bei der Kavallerie aber 2 Stunden vorher. Sobald dann der Generalmarsch geschlagen, oder Alarm, bei der Kavallerie zum Ausmarsch, geblasen wird, muss binnen wenigen Minuten jeder einzelne Mann auf dem Alarmplatz versammelt, und zum Abmarsch bereit sein.

Die Abbildung zeigt das irische Fremdenregiment Dillon der französischen Armee des Siebenjährigen Krieges beim Erreichen des Marschquartiers. Die 1:300 Zinnfiguren von Heroics & Ros wurden mit Künstler-Acrylfarbe bemalt und für das Spielsystem »Complete Brigadier« montiert.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Marschquartier, Orte, in denen Truppen auf Märschen 1–2 Tage, im Gegensatz zu Standquartieren (Kantonnements), in denen sie längere Zeit untergebracht sind; in der deutschen Armee des frühen 20. Jahrhunderts in beiden Fällen Ortsunterkunft genannt. Im österreichischen Heer Unterdachbringung für eine Nacht, ohne den zu sichernden Raum übermäßig zu erweitern, demnach nur in den an und nächst der Marschlinie gelegenen Ortschaften.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe