Kos

Die Johanniterfestung Neratzia schützt den Hafen von Kos Stadt.

Kos (ital. Stanco, türk. Istanköi), eine der Sporaden an der Küste von Karien, 52 km breit und 10 km lang, mit einem Flächeninhalt von 286 km², in ihrer Südhälfte in mittelhohen Gebirgen aus Schiefer, Kreidekalk und Tertiärschichten bis zu 875 m ansteigend, im Altertum berühmt wegen ihres Weines, ihrer Amphoren, Salben und leichten, durchsichtigen Gewänder (Koische Gewänder, Coae vestes). Die ältere Hauptstadt, Astypalaia, lag im Westen der Insel; die spätere, Kos (das heutige Kos mit 19.432 Einwohnern, 1905: ca. 4000), 366 v. Chr. durch Synoikismos der übrigen Städte an einem guten Hafen gegründet und durch starke Mauern befestigt, in der Nähe der nordöstlichen Landspitze Skandarion. Von Erdbeben wurde die Insel wiederholt heimgesucht; nur die Mauern von Kos, Andimachia und anderen Städten hielten stand und wurden von den Johannitern zu stattlichen Burgen (von 1310 an) ausgebaut. Bis 1523 dauerte deren Herrschaft; erst nach langem Kampf bemächtigten sich der Insel die Türken, die sie noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Teil des Wilajets Dschesairi Bahri Sefid besaßen.

Die Johanniterburg Andimachia aus dem 14. Jahrhundert, etwa 3 km östlich vom Ort Andimachia.
Die Embros-Therme ca. 12 km von Kos Stadt, an der westlichen Südküste der Insel.

Hauptausfuhrgegenstände sind Rosinen (nach Triest) und Trauben (nach Alexandria); den Verkehr vermitteln hauptsächlich britische und österreichische Dampfer. Wichtiger als durch seine politische Geschichte war Kos im Altertum durch das Asklepieion, eine ausgedehnte Kuranstalt und Ärzteschule, eine halbe Stunde von der Stadt Kos gelegen. Diese für die Geschichte der medizinischen Wissenschaft hochbedeutsame Stätte, die Heimat des aus der Familie der Asklepiaden stammenden Hippokrates, wurde lange vergeblich gesucht, auch von den verdienstlichen Forschern Paton und Hicks. Erst dem Tübinger Gelehrten R. Herzog, der schon vorher an anderen Stellen der Insel gegraben hatte, gelang es 1902, an der von Paton vermuteten Stelle sie zu finden und mit Unterstützung des kaiserliche deutschen archäologischen Instituts, der Berliner Akademie, der Württemberger Regierung, des Johanniterordens und mehrerer Privaten den größten Teil der großartigen Anlage in den Jahren 1902 und 1903 auszugraben. Sie baut sich in drei Terrassen auf, die durch breite Freitreppen miteinander verbunden sind. Auf der obersten stand ein dorischer Peripteros aus Marmor, auf der mittleren ein stattlicher Altar und eine Exedra, mit Tempeln rechts und links, die untere nahm ein durch die Terrasse und Säulenhallen, an die sich nach außen Wohngebäude anschlossen, umgrenzter geräumiger Markt ein, auf den zahlreiche kunstvoll gefasste Quellen mit teils kalkhaltigem, teils schwefel- und eisenhaltigem Wasser münden, der eigentliche Kurplatz. Erdbeben haben auch hier häufig Verwüstungen angerichtet und Neubauten notwendig gemacht. Daher rühren die Bauten, von denen Reste gefunden sind, aus mehreren Jahrhunderten her, aus den Jahren 400 v. Chr. bis 155 n. Chr.

Antikes Gymnasion bei Kos Stadt.
Das römische Odeon bei Kos Stadt.

Schon im 4. Jahrhundert nahmen Christen die alten Heiligtümer als Kirchen und Kapellen in Gebrauch; gründlich zerstörte sie dann das Erdbeben von 554, und so erheben sich die ausgegrabenen Mauern und Säulen nur wenige Meter über den Boden; doch reichen sie für die Erkenntnis des Planes der Anlage aus, und die Inschriften (vom 4. Jahrhundert an) gewähren einen klaren Einblick in die Geschichte der koischen Ärzteschule.

Am 3. und 4. Oktober 1943 tobte auf der Insel die Schlacht um Kos zwischen deutschen Landungstruppen und Fallschirmjägern auf der einen Seite, und italienischen, britischen, und südafrikanischen Verteidiger auf der anderen Seite. Nach der Einnahme der Insel durch die Deutschen, wurden der in Gefangenschaft geratene italienische Oberst Felice Leggio und 90 seiner Offiziere erschossen.

Bibliographie

  • Herzog, R.: Koische Forschungen und Funde (Leipz. 1899)
  • Paton und Hicks: Inscriptions of Cos (Lond. 1891)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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