Französische Husaren, 1804–1813

Testbericht der 1:72 Figuren von Italeri

Französische Husaren der Napoleonischen Kriege, 1804–1813, 1:72 Figuren Italer 6008.

Husaren gehörten zur farbenprächtigsten Waffengattung der napoleonischen Kriege, sie trugen verschiedenfarbige, mit Knöpfen und Schnüren reich verzierte Dolmans und Pelze, außerdem lange Zöpfe an den Schläfen und Schnurrbärte, die ihnen ein verwegenes Aussehen gaben. Die Husarentruppe geht auf Vorbilder ungarischer Husaren im Dienst der Habsburger zurück, leichte Reiterei, die mit kleinen und genügsamen Pferden weitab der eigenen Truppe operieren konnte. Husaren unternahmen ausgedehnte Aufklärungsritte und Streifzüge hinter den feindlichen Linien. Sie griffen die Nachschubwege des Gegners an und waren für Plünderungen und ähnliche Husarenstückchen bekannt.

Kriegsbeute ersetzte anfangs den Sold, insbesondere bei den vielen irregulären Einheiten des frühen und mittleren 18. Jahrhunderts, die sich für die Dauer des Krieges freiwillig zum Dienst meldeten und auf fette Beute hofften. Wer desertiert oder anderweitig mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, durfte dennoch Husar werden, das Regiment stellte keine peinlichen Fragen und lieferte niemanden aus. Solche Leute waren erpressbar und dem Regiment zu absolutem Gehorsam verpflichtet, außerdem brachten sie gewisse Erfahrung mit, die bei den gefährlichen Unternehmungen nützlich sein konnte.

Im militärischen Sinne galten diese frühen Husaren als unzuverlässig und waren in der Schlacht nicht zu gebrauchen. Sie dienten des Geldes wegen, nahmen es mit der Feindaufklärung und dem Meldewesen nicht so genau, und wichen dem Feind aus, sobald der sich wehrte. Maria Theresia verfügte dagegen über viele exzellente, überwiegend ungarische Husaren-Regimenter, die der preußischen leichten Reiterei deutlich überlegen waren, weiträumig aufklärten und die vielen Vorpostengefechte in der Regel für sich entschieden.

Friedrich der Große setzte viel daran, diesen Nachteil auszugleichen. Der preußische König stellte reguläre Husaren-Regimenter auf, die sich aus Dragoner- und Kürassierregimentern ergänzten, und von denen man verlangte, dass sie fortan auch mit gezogenem Säbel und in geschlossener Formation zur Attacke ritten. Friedrich’s Husarenoffiziere lernten ihr neues Handwerk bei befreundeten Dragoner-Regimentern, mit denen Sie ein Austausch- und Trainingsprogramm unterhielten. Reitergenerale wie Kleist und Zieten begannen ihre Laufbahn bei den Kürassieren und Dragonern, bevor sie zur Husarentruppe wechselten und dort berühmt wurden. Bürgerliche Offiziere hatten bei den Husaren durchaus Aussicht auf Beförderung und das wirkte sich positiv auf die Qualität der Truppe aus.

Beaux Sabreurs

Napoléon Bonaparte wurde am 18. Mai 1804 zum Kaiser ernannt und übernahm 10 Regimenter Husaren in seinen Dienst. Infolge der Annexion Hollands kam 1810 das 11. (holländische) Regiment hinzu, außerdem wurden im selben Jahr die in Spanien eingesetzten Schwadronen des 9. Regiments ergänzt und zum neuen 12. Regiment formiert. Beim Wiederaufbau der in Russland zerschlagenen Armee wurde 1813 auch in Florenz und Rom mit großem Eifer rekrutiert, und ein 13. Husaren-Regiment ausgehoben, das Ende des gleichen Jahres mit dem 14. (kroatischen) Regiment verschmolz.

Die Italeri Figuren sind in der typischen Husarenuniform dargestellt, die sich in der Zeit von 1790 bis 1815 kaum veränderte. Datiert werden diese Figuren allerdings durch den von 1804 bis etwa 1813 getragenen konischen Tschako. In der Zeit vor 1804 wurden Flügelmützen getragen. Beim 6. und 8. Regiment tauchte 1812 der rouleau auf, ein zylindrischer Tschako, der 1813–1814 auch bei den anderen französischen Regimentern eingeführt wurde.

Inhalt

17 Reiter in 9 Posen – 24 mm entsprechen 173 cm Körpergröße

  • Offizier mit umgehängtem Pelz (1)
  • Trompeter im Pelz, feldmäßig (1)
  • Husar mit umgehängtem Pelz, parierend (1)
  • Husar mit umgehängtem Pelz, erhobener Säbel (2)
  • Husar mit umgehängtem Pelz, hoch erhobener Säbel (3)
  • Husar im Pelz, mit Karabiner (2)
  • Husar im Pelz, mit gesenktem Säbel (2)
  • Husar im Dolman, Säbel an der Schulter (3)
  • Husar im Dolman, erhobener Säbel (2)

17 Pferde in 5 Posen – 22 mm Stockmaß entsprechen 158 cm Widerristhöhe

Bewertung

Interessantes Thema. Diese vielseitig verwendbaren Figuren eignen sich als Husaren verschiedener, mit Frankreich verbündeter Kleinstaaten. Die Pferde mit einfacher Schaffellschabracke sind für Umbauten besonders gut geeignet. Diese zweckmäßige Pferdeausstattung entwickelte sich praktisch überall zur Standardausrüstung für den Felddienst der leichten Kavallerie.

Ausgezeichnete Detailfülle. Pelzbesatz, Knöpfe, Schnüre, Schoitasch, Bandeliere, Schnallen, Beschläge, Säbelgriffe, Steigbügel, Pferdeausrüstung und viele andere Details sind gut zu erkennen.

Gute Passgenauigkeit. Die Reiter sitzen richtig im Sattel und umfassen ihr Pferd mit den Beinen. Die schönen Pferde sind richtig proportioniert, gezäumt und gesattelt.

Brauchbare, historische Posen. Die Figuren können in attackierenden Einheiten dargestellt werden, feldmäßig oder in Paradeuniform.

Der Offizier und sechs Mann tragen Paradeuniform mit ungarischen Reithosen und um die Schulter gehängtem Pelz. Trompeter und neun Mann sind feldmäßig ausgestattet, sie tragen Overalls und haben den Pelz abgelegt oder tragen ihn – bei kaltem Wetter – über dem Dolman. Da bei den Husaren etwas mehr Freizügigkeit herrschte, ist eine derart gemischte Uniformierung im Feldzug durchaus nicht ungewöhnlich. Die teuren ungarischen Hosen mit Plattschnurbesatz wurden allerdings geschont und im Felddienst durch Überknöpfhosen ersetzt.

Die Reiter tragen vier verschiedene Bleche an den Tschakos, von Uniformierung kann also keine Rede sein. Wer die Husarenuniform im Wandel der Zeit darstellen möchte, wird sich über diese Variationsmöglichkeiten sehr freuen. Angesichts der ungwöhnlichen Vielfalt hätte der zylindrische Tschako allerdings nicht fehlen dürfen.

Sämtliche Reiter sind mit der zur Parade getragenen, reich verzierten Säbeltasche ausgerüstet. Dieses teure Stück wurde im Felddienst durch eine Säbeltaschen aus schwarzem Blankleder ersetzt, auf der lediglich die Regimentsnummer angebracht war.

Gute Gussqualität, aber deutliche Gussnähte an Tschakos und erhobenen Waffenarmen.

Fehlerhafte Gangart der Pferde. Bei vier von fünf Pferdeposen sind die Vorderbeine übertrieben stark angewinkelt, zwei der Tiere scheinen sich sogar aufbäumen zu wollen während sie mit drei Beinen noch in der Luft sind. Zwei andere Pferde galoppieren im Passgang, dieser unmöglichen Kombination aus zwei verschiedenen Gangarten. Die fünfte Pose ist fast richtig dargestellt, in voller Karriere, im Moment des Auffußens mit – normalerweise – beiden Vorderfüßen, hier allerdings mit nur einem Fuß und mit extremer Spreizung der Vorderbeine. In Formationen zusammengestellt und bemalt wirken die Pferde dennoch sehr schön, die Fußfehler fallen dann nicht mehr so deutlich auf. Italeri tut allerdings gut daran, diese wiederholt vorgekommenen Fehler bei der Entwicklung weiterer Pferdemodelle zu korrigieren.

Adlerträger fehlt. Eine der Figurenposen eignet sich zum Umbau, indem der Karabiner aus der rechten Hand entfernt und durch eine Fahnenstange aus 0,6 mm Stahldraht ersetzt wird. Der Fahnenadler kann aus der Serie der französischen Füsiliere von Italeri entnommen werden. Die Abmessungen der Standarten betragen 9 × 9 mm, bzw. 9 × 10 mm mit Schwalbenschwanz. Neben dem Regimentsadler wurden auch Schwadronsstandarten ausgegeben, allerdings ohne Adler.

Stehende und gehende Pferd fehlen. Husaren Feldposten, Spähtrupps, Streifen und Eskorten verrichteten den berittenen Dienst in der Regel im Schritt oder Beobachtungshalt. Sehr oft wurde abgesessen und das Pferd am Zügel geführt, der Husar war dadurch geländegängiger und er vermied unnötig lauten Hufschlag. In Feindnähe wurden die Hufe sogar mit Lappen umwickelt, um eine unbemerkte Annäherung zu ermöglichen. Plänkler feuerten mit dem Karabiner aus dem Sattel des stehenden Pferdes, bzw. stehend abgesessen, indem sie den Karabiner im Sattel des stehenden Pferdes auflegten.

Offizierspferd fehlt. Die Sättel sind ausnahmslos mit Schabracken aus Schaffell abgedeckt wie dies bei den Mannschaften üblich war. Offiziere erhielten jedoch Schabracken aus Stoff, in der Farbe des Dolmans und mit Verzierungen in der Knopffarbe, bzw. komplette Pantherfelle, bei denen der ausgestopfte Kopf des Tieres hinter dem Sattel lag. Abhilfe schafft ein Pferd aus der Figurenserie Chasseurs á Cheval der Kaisergarde (Revell), andernfalls muss angenommen werden, dass der Offizier sein Pferd bereits verloren hat und auf ein freies Mannschaftspferd gestiegen ist.

Sieben der neun gefechtsmäßig ausgestatten Husaren führen keinen Karabiner mit sich, obwohl dieser unbedingt zur Ausrüstung gehört.

Husaren der Elitekompanie fehlen. Französische Husaren-Regimenter bestanden aus vier Schwadronen mit je zwei Kompanien. Die 1. Kompanie der 1. Schwadron war die Elite-Kompanie, deren Soldaten sich von den übrigen Husaren durch deutlich gekrümmte Säbel und den Kolpak, eine runde Pelzmütze, unterschieden. Später wurde auch ein Elite-Tschako mit roter Umrandung und V-förmigen Seitenstegen, rotem Federbusch, roten Schnüren und Behängen getragen. Einer der Italeri Husaren trägt tatsächlich Behänge am Tschako und eignet sich vielleicht als Elite-Husar, wenn auch die dazugehörigen Schnüre fehlen und der Säbel nicht ausreichend gekrümmt ist.

Fehlerhafter Bemalungsvorschlag auf der Verpackung. Die gezahnten Tuchvorstöße an den Schabracken sollten rot (beim 5. Regiment hellblau) und die Mantelrolle in der Knopffarbe – hier weiß – verziert sein. Die Regimentsnummer fehlt, sie war auf den Seitenflächen der Mantelrolle in Knopffarbe angebracht. Der Kragen des Offiziers auf der Vorderseite der Verpackung ist für das 1. Regiment richtig, himmelblau mit weißen Vorstößen, die Kragen der Mannschaften sind demnach falsch. Der gezeigte Trompeter ist falsch uniformiert, er müsste gewechselte Farben tragen, beim 1. Regiment also einen roten Dolman mit himmelblauen Aufschlägen, und üblicherweise ein graues Pferd mit schwarzer Lammfellschabracke. Am eigentlichen Modell können die gewechselten Farben leider nicht gezeigt werden, da der Trompeter den Pelz über dem Dolman angelegt hat.

Uniformverwechslung auf der Verpackung. Die Mannschaften sind in der ab 1808 getragenen Uniform der Chasseurs à Cheval der Linie dargestellt, ohne Verschnürung auf der Brust, mit geraden Rabatten und langen Rockschößen. Lediglich der Offizier auf der Vorderseite ist korrekt als Husar uniformiert. Darf man aus dieser Verwechslung schließen, dass Italeri demnächst auch Chasseurs á Cheval im habit á la Kinski veröffentlichen wird? Das wäre wirklich schön, denn diese Linientruppen trugen eine kavalleristische Standarduniform, die sich für zahlreiche Umbauten eignet.

Historische Verwendung

  • Französische Husaren 1804–1813
Nr. Dolman Kragen Aufschläge Pelz Schnüre Hosen
1. himmelblau himmelblau rot himmelblau weiß himmelblau
2. braun braun himmelblau braun weiß himmelblau
3. grau grau rot grau rot grau
4. königsblau königsblau rot rot gelb königsblau
5. himmelblau himmelblau weiß weiß gelb himmelblau
6. rot rot rot königsblau gelb königsblau
7. grün rot rot grün gelb rot
8. grün rot rot grün weiß rot
9. rot hellblau hellblau hellblau gelb hellblau
10. himmelblau rot rot himmelblau weiß himmelblau
11. königsblau rot rot königsblau gelb königsblau
12. rot hellblau hellblau hellblau weiß hellblau
13. braun hellblau himmelblau braun weiß himmelblau
14. himmelblau chamois chamois himmelblau weiß eisengrau
Knöpfe in der Farbe der Schnüre, außer beim 3. Regiment, dort weiß. Schwarzer Pelzvorstoß (beim 11. Regiment weiß). Rote Schärpe mit Knoten in der Knopffarbe, mit Ausnahme des 3. (rot/weiß), 8. (rot/grün) und 11. Regiments (rot/weiß mit blauem Streifen). Pompon am Tschako in Schwadronsfarbe: 1. Schwadron rot, 2. himmelblau, 3. orange und 4. violett. Trompeter trugen den Dolman in gewechselten Farben (im vorliegenden Modell leider durch den Pelz verdeckt), sie ritten graue Pferde mit schwarzen Lammfellschabracken. Beim 5. (hellblau), 6., 8. und 13. (rot) Regiment wurden farbige Tschakos mit schwarzer Einfassung getragen, später zylindrische Tschakos ohne Einfassung. Mützenbeutel am Kolpak rot (1., 4., 6., 7., 8., 10. und 11. Regiment), himmelblau (2., 5., 9., 12. und 13. Regiment) oder weiß (3. Regiment).
  • Französische Ehrengarden 1813–1814
  • Westphälische Husaren 1807–1813
  • 8. (belgische) Husaren 1814–1815

Interessante Umbauten

  • Französische Husaren 1790–1804 (Flügelmütze von den preußischen Husaren, Revell)
  • Helvetische Husaren 1798–1800 (Flügelmütze wie oben)
  • Französische 4., 5., 6., 10. und 27. Chasseurs á Cheval 1805–1814. Es wurden keine Pelze und Zöpfe getragen, 1805 fiel die Säbeltasche weg. Die Uniform á la hussarde sollte zwar rasch ersetzt werden, einige Regimenter hielten aber noch lange daran fest, die 27. Chasseurs sogar bis 1814.
Nr. Dolman Hosen Kragen Aufschläge Schabrackenvorstöße
4. grün grün gelb gelb gelb
5. grün grün grün gelb gelb
6. grün grün gelb grün gelb
10. grün grün karmin karmin karmin
27. grün grün krapprot grün krapprot
Trompeter trugen gewechselte Farben, sie ritten graue Pferde mit schwarzen Lammfellschabracken. Vorstöße an Kragen und Aufschlägen, Schnüre und Knöpfe waren bei allen Regimentern weiß. Pompon am Tschako in Schwadronsfarbe: 1. Schwadron rot, 2. himmelblau, 3. orange und 4. violet.
  • Nassauer Jäger zu Pferd 1804–1810 (Bayerischer Raupenhelm mit grünem Stutz rechts)
  • Badische Husaren 1806–1812 (Pferde mit Stoffschabracken aus der Serie Chasseurs á Cheval der Kaisergarde, Revell)
  • 6. (holländische) Husaren 1814–1815 (Pferde mit Stoffschabracken, wie oben)
  • Bayerische Husaren 1815 (Pferde mit Stoffschabracken, wie oben)

Nach den französischen Carabiniers, den ungarischen Grenadieren und den russischen Pavlovski Grenadieren legt Italeri wiederum ein völlig neues napoleonisches Thema vor. Die französischen Husaren öffnen dem Sammler und Wargamer ein weiteres faszinierendes Kapitel der Militärgeschichte: Endlich ist es möglich, die berühmten und farbenprächtigen Regimenter der leichten Kavallerie im Modell darzustellen. Italeri verdient viel Lob für die innovative Modellpolitik. Die neuen Figurensets sind eine wirkliche Bereicherung des verfügbaren Sortiments, und bestimmt auch ein internationaler Markterfolg für den Hersteller.

Italeri Figuren

Bibliographie

Französische Armee der Napoleonischen Kriege