Johann Casimir Prinz zu Isenburg

Johann Casimir Prinz zu Isenburg, 40 mm Zinnsoldat Nürnberger Meisterzinn.

Johann Casimir, Graf zu Isenburg-Birstein, landgräflich hessen-kasselscher Generallieutenant, aus der ersten Ehe seines Vaters, des am 23. Mai 1744 durch Kaiser Karl VII. in den Reichsfürstenstand erhobenen Grafen Wolfgang Ernst III. mit einer Gräfin Leiningen-Dachsburg am 9. Dezember 1715 zu Birstein geboren, steht zuerst im russischen Heer und macht mit diesem den Krieg von 1741/42 gegen die Schweden in Finnland mit, in deren Gefangenschaft er hier gerät, tritt dann in landgräflich hessen-kasselsche Dienste, gehört zu den 6000 Mann, welche Prinz Friedrich von Hessen zur Zeit des Einfalls des Prätendenten Karl Eduard in Schottland nach England führt, die aber, nachdem die Schilderhebung durch den Verlust der Schlacht bei Culloden (1746) rasch zu Boden geschlagen ist, nicht zu kriegerischer Tätigkeit gelangen, nimmt darauf an den letzten Feldzügen des österreichischen Erbfolgekrieges in den Niederlanden teil, erhält 1748 ein eigenes Infanterie-Regiment, und wird 1751 zum Generalmajor befördert.

In dieser Stellung gehört er zu dem hessischen Hilfscorps von 8000 Mann, welches sein älterer Bruder Graf Christian Ludwig 1756 nach England führt und kehrt mit diesem im März 1757 nach Deutschland zurück. In Stade ausgeschifft, treten die hessischen Truppen sofort zu dem Heer über, welches sich unter dem Herzog von Cumberland an der mittleren Weser sammelt und hier alsbald den unter dem Marschall de Contades anrückenden Franzosen gegenübersteht. Bei dem Hauptereigniss des Feldzuges jenes Sommers, der am 26. Juli geschlagenen Schlacht von Hastenbeck, ist Graf Isenburg nicht zugegen, weil er mit einer kleinen Abteilung in die Gegend von Minden zur Beobachtung entsandt ist.

Er macht dann den Rückzug in das Bremische und im nächsten Winter den Siegeszug mit, welchen Herzog Ferdinand von Braunschweig, nachdem er an des Herzogs von Cumberland Stelle den Oberbefehl übernommen hat, im Februar 1758 antritt. Als durch denselben die Franzosen über den Rhein zurückgedrängt sind, wird Isenburg, seit kurzem zum Generallieutenant befördert, am 9. Mai aus den Erholungsquartieren, welche die Armee im Münsterschen bezogen hatte, mit 2 Bataillonen und 2 Schwadronen nach Hessen gesandt, um das Land gegen Einfälle des in der Gegend von Frankfurt stehenden Feindes schützen zu helfen. Es fehlen ihm aber dazu die erforderlichen Streitkräfte. Obgleich Neuaufstellungen von Truppen stattfinden, Garnisonbataillone und Invalidenkompanien herangezogen werden, hat er am 1. Juni bei Marburg nicht mehr als 3500 bis 4000 Mann zusammengebracht, muss vor dem von Süden anrückenden Herzog von Broglie, welcher über die doppelte Anzahl verfügt, zurückweichen, und wird, als er, angeeifert durch eine vom Herzog Ferdinand ihm schriftlich erteilte Weisung, am 23. Juli bei Sangerhausen in der Nähe von Kassel sich jenem entgegenstellt, nach tapferem Widerstand geschlagen. Er hat schwere Verluste erlitten und wird zum Rückzug genötigt, aber nicht verfolgt, so dass er in der Gegend von Einbeck Halt machen kann.

Aus einem bei Bisperode bezogenen Lager bricht er am 22. September zu einem von Herzog Ferdinand angeordneten Vormarsch gegen Kassel auf, welchen er in Gemeinschaft mit dem hannoverschen General von Oberg auszuführen hat. Bei Holzminden geht er auf das linke Weserufer, vereinigt sich mit Oberg, welcher als der Ältere das Kommando übernimmt, und erleidet in Gemeinschaft mit diesem am 10. Oktober 1758 bei Lutterberg eine neue Niederlage. Sie ist von einem wenig geordneten Rückzug gefolgt, welchen die Franzosen indessen nicht stören, und, als diese bald darauf im Hanauischen ihre Winterquartiere nehmen, kehrt Isenburg zu gleichem Zweck nach Hessen zurück. Von hier führt Herzog Ferdinand im Frühjahr 1759 sein Heer gegen Frankfurt vor. Am 10. April bricht er von Fulda auf, am 12. langt er vor der vom Herzog von Broglie bei Bergen genommenen Stellung an, am 13. kommt es hier zur Schlacht bei Bergen.

Als der Angriff der Avantgarde unter dem Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig auf den vom Feind stark besetzten und tapfer verteidigten Flecken Bergen scheitert, eilt Isenburg mit den drei vordersten Bataillonen der von ihm befehligten linken Kolonne herbei, wird aber, sobald er in das gegnerische Feuer gekommen ist, von einer Gewehrkugel in die Brust getroffen und ist auf der Stelle tot. Auch dieses Mal krönt kein Sieg seinen Kampf. Die von ihm herangeführten Bataillone werden von den zurückflutenden Truppen des Erbprinzen fortgerissen und nur das entschlossene Eingreifen der hessischen und der hannoverschen Kavallerie bewahrt sie vor einer vollständigen Niederlage. Der Verlauf des Gefechtes beweist, dass die Behauptung, Graf Isenburg habe sich vom Herzog die Ehre des ersten Angriffes ausgebeten, weil er die Scharten des vorjährigen Feldzuges habe auswetzen wollen, in das Reich der geschichtlichen Fabel gehört. Dass ihm daran gelegen war, solchen Zweck zu erreichen, ist wahrscheinlich; die Worte (Neue genealogisch-historische Nachrichten, Jahrgang 1760, Leipzig) welche er vor dem Angriff an seine Truppen richtete, deuten darauf hin. – Graf Isenburg starb unvermählt.

Quelle: Bernhard von Poten

Bibliographie

  • Poten, Bernhard von: Allgemeine deutsche Biographie, Bd.: 44 (Leipzig, 1898)
  • Renouard, C.: Geschichte des Krieges in Hannover, Hessen und Westfalen 1757–1763 (Kassel 1863/64)

Figuren des Siebenjährigen Krieges