Französische Lanzenreiter der Napoleonischen Kriege, 1812–1815

Testbericht der 1:72 Figuren von HäT Industrie

Französische Lanzenreiter der Napoleonischen Kriege, 1812–1815, 1:72 Figuren HäT Industrie 8011.

Das Diorama von Klaus Hinderks zeigt französische Lanzenreiter im Nahkampf mit britischer Infanterie. Die verwendeten Pferde stammen von den französischen Dragonern der Firma Italeri. Auch der Offizier und sein Trompeter waren ursprünglich Dragoner, denen Herr Hinderks neue Köpfe mit dem Raupenhelm der Chevau-légers lanciers montiert hat. Die Lanzenreiter von HäT füllen eine Lücke im Angebot der 1:72 Figuren, und sie eignen sich für verschiedene Umbauten. Allerdings weisen Reiter und Pferde so viele Fehler im Detail auf, dass wir uns über eine zweite Auflage des Themas durch Italeri oder Revell freuen würden. Die Figuren im Bild werden durch die Pferde von Italeri immerhin optisch aufgewertet.

Inhalt

12 Reiter in 4 Posen – 25 mm entsprechen 180 cm Körpergröße

  • Lanzenreiter mit erhobener Lanze (3)
  • Lanzenreiter mit offener, gesenkter rechter Hand (3)
  • Lanzenreiter mit offener rechter Hand (3)
  • Lanzenreiter mit offener rechter Hand, nach rechts stoßend (3)
  • Lanzen
  • Säbel

12 Pferde in 2 Posen – 21 mm Stockmaß entsprechen 151 cm Widerristhöhe

Bewertung

Sehr gute Themenwahl. Die Uniform der Chevau-Légers Lanciers wurde ab 1812 auch bei den Chasseurs à Cheval und Dragonern eingeführt. HäT hätte hier also einen echten Verkaufserfolg landen können, denn die vorgelegte Uniform mit senkrechten Taschen deckt genau die andere Hälfte der französischen Regimenter ab, die mit den Dragonern von Italeri nicht historisch korrekt dargestellt werden können.

Befriedigende Detailfülle. Uniformfalten, Aufschläge, Bandeliere, Knöpfe, Waffen und Ausrüstung sind herausgearbeitet.

Gute, historische Posen. Die Reiter wirken lebendig und sitzen richtig im Sattel.

Befriedigende Gussqualität. Auffallend dicke Gussnähte müssen vor dem Bemalen mühsam entfernt werden. Besonders an den Beinen der Reiter ist darauf zu achten, dass die vielen Knöpfe dabei nicht beschädigt werden.

Passende Lanzenwimpel (Lanzenfahnen) im Maßstab 1:72 finden Sie hier.

Die schöne Verpackung ist irreführend, sie zeigt einen Offizier und zwei Lanzenreiter. Tatsächlich enthält die Schachtel aber nur vier Posen von normalen Troupiers, also keinen Offizier. Trompeter und Reiter der compagni d’élite fehlen ebenfalls.

Der gebogene Säbel der leichten Kavallerie ist auf der Verpackung richtig dargestellt, die Figuren sind dagegen mit der geraden Blankwaffe der Dragoner und Kürassiere ausgestattet. Dieser Fehler lässt sich nur mit Mühe korrigieren, indem man die Degen entfernt und an deren Stelle Husarensäbel eines anderen Herstellers montiert.

Die Rabatten sind deutlich länger gestaltet als im Original. Falsch ist auch, dass sie bis unter die Schulterklappen laufen. Gerade die leichte französische Kavallerie hatte schöne Rabatten auf der Brust, die oben in geschwungenen Verzierungen enden.

Bei drei der vier Reitern sind die Schoßumschläge nur halb ausgeführt, die äußeren Umschläge fehlen. Offenbar handelt es sich um Gussfehler, denn der Übergang zwischen Rock und Oberschenkel ist kaum definiert.

Die Helmraupe ist nur im vorderen Bereich schön rund, hinten läuft sie auffallend platt aus. Profis werden hier wohl mit etwas Rai-Ro Modellierwachs (grau) nachbessern müssen.

Helmraupe und Turban sind auf der Verpackung sehr detailliert dargestellt, im Modell aber völlig glatt. Wer hier eine attraktivere Lösung sucht, sollte den Raupenhelm der britischen Leibgarde von Revell verwenden.

Die Reiter tragen eine Kartusche, aber der dazugehörige Karabiner fehlt. Wenn der Karabiner aus technischen Gründen nicht direkt an die Figur gegossen werden kann, dürfte er wenigstens am Gussast nicht fehlen. Platz ist genug, und die zusätzlichen Kosten wären nicht der Rede wert.

Die Reiter sind außergewöhnlich groß, sie wären bestimmt nicht zur leichten Kavallerie abkommandiert worden, sondern zur Infanterie der Kaisergarde. Die Pferde sind dagegen sehr klein, mit 151 cm Widerristhöhe sind sie gerade noch für den Militärdienst geeignet.

Falsche Gangart bei drei der vier Pferde: sie galoppieren im Passgang. Wann werden sich Modelleure und Hersteller endlich mit dem Pferd beschäftigen und ordentliche Modelle abliefern! Die Pferde der schwedischen Kavallerie von Revell sind vorbildlich. Auch die stehenden und gehenden Pferde der Chasseurs à Cheval von Revell sind richtig gestaltet. Mindestens könnte man verlangen, dass Modelleure anderer Firmen diese Vorbilder studieren und daran lernen.

Sattel- und Zaumzeug sind auf der Verpackung richtig dargestellt, aber falsch modelliert. Hier hilft nur, die Pferde gegen bessere Modelle von Italeri oder Revell auszutauschen, so wie Herr Hinderks das bereits in seinem Diorama getan hat. Manche Modelleure müssen sich vielleicht auf Reiter konzentrieren, und auf die Pferde anderer Hersteller setzen.

Historische Verwendung

  • Französische Chevau-Légers Lanciers 1812–1815
Régiment Feldzüge Abzeichenfarbe
1re Russland 1812, 1813, 1814, Belgien 1815 Scharlachrot
2e Russland 1812, 1813, 1814, Belgien 1815 Hellorange
3e Russland 1812, 1813, 1814, Belgien 1815 Rosenrot
4e Russland 1812, 1813, 1814, Belgien 1815 Karmin
5e Russland 1812, 1813, 1814, Belgien 1815 Hellblau
6e 1812, 1813, 1814, Belgien 1815 krapprot
Kragen, Aufschläge und Paspelierung der Schulterklappen in der Abzeichenfarbe.

Interessante Umbauten

  • Compagnie d’élite de Chevau-Légers Lanciers
    Die Reiter erhalten Fransenepauletten an Stelle der Schulterklappen.
  • Französische Chasseurs à Cheval 1812–1815
    Bei diesem Umbau wird der Raupenhelm durch den französischen Tschako ersetzt. Die Reiter erhalten gebogene Säbel an Stelle der Lanze. Das 1. Regiment der Chasseurs soll Helme getragen haben, die denen der Chevau-Légers Lanciers sehr ähnlich sehen.
  • Französische Dragoner 1812–1815
    Die Figuren erhalten den Dragonerhelm von Italeri und nehmen Säbel in die Hand. Mit diesem Umbau lässt sich die andere Hälfte der Dragoner-Regimenter darstellen, die sich von den Italeri Dragonern nur durch die Anordnung der Rocktaschen unterscheiden.
  • Leichte Reiter anderer, mit Frankreich verbündeter Nationen, z. B. Rheinbund, Sachsen, Württemberg und Bayern. Diese Umbauten erfordern in der Regel nur den Tausch der Kopfbedeckung und Waffen.

Die Chevau-Légers Lanciers trugen eine schicke dunkelgrüne Uniform mit farbenfrohen Abzeichen, die im Modell sehr schön nachempfunden werden kann. Wer Dioramen baut oder historische Schlachten simuliert, wird einige Regimenter dieser Waffengattung aufstellen wollen. Leider weisen die Figuren von HäT viele Fehler in der Montur auf, die der anspruchsvolle Sammler mühevoll korrigieren muss.

HäT Figuren

Bibliographie

Französische Armee der Napoleonischen Kriege