Fronde, 1648–1653

Fronde, 1648–1653.

Fronde (franz., spr. frongd’, »Schleuder«), Spottname der vom Pariser Parlament geleiteten Partei, die sich während der Minderjährigkeit Ludwigs XIV. von Frankreich und der Regentschaft der Königin-Mutter Anna von Österreich der Politik Mazarins widersetzte und von 1648–53 bedeutende innere Unruhen erregte. Man nannte die Partei Fronde nach den Pariser Straßenjungen, die sich mit Schleudern unschädliche Kämpfe zu liefern pflegten. Die Parlamente (höchsten Gerichtshöfe) benutzten die Unzufriedenheit des französischen Volkes mit der drückenden Regierung des Fremdlings Mazarin, um sich einen Einfluss auf die Staatsgeschäfte anzumaßen, der weder auf die Geschichte noch auf das damals herrschende Staatsrecht begründet war.

1648 begann der Kampf; die höchsten Gerichtshöfe vereinigten sich gegen neue Steueredikte und ertrotzten die Entlassung des verhassten Generalkontrolleurs d’Emeri, eines Italieners. Als aber der Hof, durch Condés Siege über die Spanier ermutigt, zwei Hauptführer der Opposition unter den Parlamentsräten verhaften ließ (26. Ang. 1648), erhob sich in Paris ein allgemeiner Aufstand, der schon 27. Aug. die Freilassung der Räte zur Folge hatte. Der Hof verließ darauf die Hauptstadt und begab sich nach dem nahen Rueil, wo 24. Okt. 1648 zwischen der Regierung und dem Parlament ein Vergleich zustande kam, in dem jene auf 20 Mill. jährlicher Steuern verzichtete. Als jedoch der ruhmvolle Besieger der Spanier, der Prinz von Condé, sich dem Hof anschloss, verlegte dieser (Januar 1649) das Parlament nach dem kleinen Städtchen Montargis. Aber es weigerte sich, dem nachzukommen, und nicht nur das Pariser Volk, sondern auch der längst mit der Befestigung des königlichen Absolutismus unzufriedene Hochadel sowie der Koadjutor des Erzbistums Paris, der schlaue und ehrgeizige Retz, nahm seine Partei. Da indessen der Fürst von Condé an der Spitze der königlichen Truppen den Parisern den Nachschub erschwerte und ihnen bei Charenton eine Niederlage beibrachte, ließ das Parlament sich mit dem Hof in Verhandlungen ein, die am 1. April 1649 zu dem Vergleich von Rueil führten, der den Leitern der Fronde zahlreiche persönliche Vorteile zugestand und die neuen Steuern durch Anleihen zu ersetzen versprach; dagegen blieb Mazarin Minister.

Eine neue Gefahr drohte Mazarin, als sich Condé, der sich von ihm nicht genug belohnt glaubte, mit ihm überwarf; da aber Condé durch sein hochfahrendes Benehmen auch die Frondeurs (die Partei des Parlaments) abstieß, wusste der kluge Minister sie für sich zu gewinnen. Mit ihrer Zustimmung ließ er 18. Jan. 1650 den Prinzen von Condé, dessen Bruder Conti und Schwager Longueville verhaften und nach Vincennes bringen. Da gelang es der Prinzessin von Condé, den Adel von Südfrankreich und die Bürger von Bordeaux für die Sache des verhafteten Prinzen zu gewinnen. Um nicht ihre Volkstümlichkeit zu verlieren, machten auch die Pariser Frondeurs wieder gegen den »Fremden« (Mazarin) kehrt. Mazarin vermochte dieser allgemeinen Feindschaft nicht zu widerstehen. Nachdem er sich selbst noch das Verdienst gegeben hatte, die Prinzen aus ihrem Gefängnis in Havre zu befreien (13. Febr. 1651), zog er sich einstweilen nach Brühl bei Köln zurück. Das Parlament verbannte ihn und zog alle seine Güter ein.

Die Königin und der junge König waren wie Gefangene in der Gewalt Condés, der Heere rüstete und mit den Reichsfeinden, den Spaniern, in Verbindung trat; der Adel forderte Wiederherstellung aller seiner Vorrechte. Da rief der inzwischen mündig gewordene König Ludwig XIV. Mazarin zurück (Dezember 1651). Es gelang dem Hof, ein beträchtliches Heer zu bilden, das von dem ersten Feldherrn der Zeit, Turenne, befehligt wurde. Dieser warf Condé auf Paris zurück und schlug ihn in der Antonsvorstadt (2. Juli 1652). Als Condé in der Stadt mit Hilfe des Pöbels eine äußerst willkürliche Herrschaft führte und Mazarin sich schlauerweise noch einmal aus dem Lande, nach Bouillon, zurückzog, von wo er freilich mit dem Hof in geheimem Einverständnis blieb, wollten Parlament und Bürger von Paris nichts mehr von Fortsetzung des Widerstandes gegen die belagernde königliche Armee hören. Condé musste Paris verlassen (13. Okt. 1652), in das der König schon acht Tage später (21. Okt.) einzog.

Das Königtum hatte einen vollkommenen Sieg errungen. Dem Parlament ward jede Einmischung in die Staatsgeschäfte verboten; trotz der Amnestie wurden die Anhänger Condés aus Paris verbannt, der Kardinal Retz, der seine Umtriebe von neuem beginnen wollte, verhaftet (19. Dez. 1652) und nach Vincennes gebracht. Condé sah sich bald von aller Welt verlassen und musste Ende November 1652 eine Zuflucht in den spanischen Niederlanden suchen. Nun konnte auch Mazarin 3. Febr. 1653 wieder in Paris einziehen, vom Volk nicht unfreundlich aufgenommen. Am 31. Juli 1653 nahm mit der Unterwerfung Bordeaux’ der Widerstand ein Ende. Der letzte Empörungsversuch der alten feudalen Gewalten und der großstädtischen Demokratie gegen das Königtum war damit gänzlich besiegt.

Bibliographie

  • Bazin, Anas: Histoire de France sous Louis XIII et Mazarin (2. Aufl., Par. 1846, 4 Bde.)
  • Chéruel, André: Histoire de France pendant la minorité de Louis XIV (Par. 1878–80, 4 Bde.)
  • Chéruel, André: Histoire de France sous le ministère de Mazarin (Par. 1882, 3 Bde.)
  • Fitzpatrick, Walter: Great Condé and the period of the Fronde (2. Aufl., Lond. 1874, 2 Bde.)
  • Sainte-Aulaire, comte de: Histoire de la Fronde (2. Aufl., Par. 1860, 2 Bde.)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren des Dreißigjährigen Krieges