Alexandre Berthier, Fürst von Wagram, Marschall von Frankreich

Berthier (spr. ≈tjé), Alexandre, Fürst und Herzog von Neuchâtel und Valangin, Fürst von Wagram, französischer Marschall, geboren 20. Febr. 1753 zu Versailles, gest. 1. Juni 1815 in Bamberg, Sohn eines Ingenieuroffiziers, tritt in das Geniekorps, kämpft mit Lafayette in Nordamerika gegen die Engländer, zunächst als Leutnant der Pioniere, dann als Rittmeister im Dragoner-Regiment des Prinzen von Lambesq, und wird 1778 Oberst. Nach seiner Rückkehr dient er im französischen Generalstab unter Rochambeau, und befehligt 1789 als Generalmajor die Nationalgarde von Versailles. 1792 wird er Generalstabschef in der Armee des Marschalls Luckner. Er zeichnet sich 1793–95 beim Kampf in der Vendée aus, wird im März 1795 Brigadegeneral und Chef des Generalstabs der italienischen Armee, und avanciert im Juni des Jahres zum Divisionsgeneral. Mit Bonaparte, der 1796 den Befehl in Italien erhält, tritt Berthier in ein vertrautes Freundschaftsverhältnis, das ungetrübt bis zu seinem Tod fortdauert. 1798 mit dem Oberbefehl in Italien betraut, rückt er 13. Febr. in Rom ein und ruft hier die Republik aus. Den Zug nach Ägypten macht er als Chef des Generalstabs mit. 1799 mit Bonaparte nach Frankreich zurückgekehrt, wird er nach dem 18. Brumaire Kriegsminister, nimmt 1800 als Chef des Generalstabs am Übergang über den St. Bernhard und am Sieg von Marengo hervorragenden Anteil, wobei er verwundet wird.

Bei Napoleons I. Erhebung zum Kaiser (1804) wird er zum Reichsmarschall und Großoffizier der Ehrenlegion. Seitdem ist er stets der Generalstabschef Napoleons; allerdings hat er bloß die Befehle des Kaisers auszuführen und nicht selbständig anzuordnen. Er wird 1807 zum souveränen Herrn der von Preußen abgetretenen Fürstentümer Neuchâtel und Valangin, zum Vizeconnetable des Reichs und kaiserlichen Prinzen ernannt. Er vermählt sich 1808 mit der Prinzessin Marie Elisabeth Amalie, Tochter des Herzogs Wilhelm von Bayern (Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld).

1809 wird er von Napoleon nach der Schlacht bei Wagram zum Fürsten von Wagram erhoben. Nach dem Sturz Napoleons huldigt er daher Ludwig XVIII., verliert zwar die Souveränität von Neuchâtel, behält aber seine Würde als Pair und Marschall von Frankreich. Als Napoleon 1815 von Elba zurückkehrt, begibt sich Berthier, unentschlossen, was er tun soll, zu seinem Schwiegervater nach Bamberg, wo er in völlige Geisteszerrüttung verfällt, in der er sich 1. Juni 1815, durch den Vorbeimarsch russischer Truppen in Aufregung versetzt, vom Balkon des Schlosses hinabstürzt. Er hinterlässt aus seiner Ehe drei Kinder. Seine Leiche wurde im Kloster Banz beigesetzt, von wo sie 1884 nach Tegernsee übergeführt ward. Seine „Mémoires“ erschienen 1826 zu Paris. – Sein Sohn Napoleon, Fürst und Herzog von Wagram, geb. 11. Sept. 1810, gest. 10. Febr. 1887, wurde 1852 von Ludwig Napoleon zum Senator ernannt; dessen Sohn Alexandre Berthier (geb. 24. März 1836) heiratete 1882 Berta Freiin von Rothschild aus Frankfurt.

Scott Bowden und Jim Getz bewerten Berthier im Spielsystem Empire III als mittelmäßigen und unpersönlichen Armeekommandeur.

Figuren

Bibliographie

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Französische Armee der Napoleonischen Kriege