Général de Division Lazare Hoche

Hoche (spr. osch’), Lazare, franz. General, geb. 25. Juni 1768 in Montreuil bei Versailles als Sohn eines Invaliden, gest. 18. Sept. 1797, tritt im 16. Jahr in das Regiment der französischen Garden und wird Sergeant. Von regem Wissensdurst erfüllt, liest er nicht nur kriegswissenschaftliche Werke, sondern auch die Rousseauschen Schriften, die ihn bei Ausbruch der Revolution für die Sache der Freiheit begeistern; als Leutnant tut er sich bei der Verteidigung von Diedenhofen (1792) so hervor, dass ihn der General Leveneur zu seinem Adjutanten wählt. Bei der Verteidigung Dünkirchens gegen die Engländer zeichnet er sich derart aus, dass er sofort zum Brigade- und bald zum Divisionsgeneral ernannt wird und das Oberkommando über die desorganisierte Moselarmee erhält, mit der er 28.–30. Nov. 1793 die Preußen unter dem Herzog von Braunschweig in den Linien von Kaiserslautern, freilich vergeblich, angreift. Dagegen schlägt er die Österreicher unter General Wurmser 23. Dez. 1793 bei Wörth, befreit Landau und nötigt den Feind, das Elsass zu verlassen. Saint-Just lässt ihn jedoch verhaften, und erst der Sturz Robespierres (im Juli 1794) setzt ihn wieder in Freiheit.

1795 vom Konvent gegen den Aufstand der Royalisten in die westlichen Provinzen gesandt, weiß Hoche diese durch geschickte Mischung von Tatkraft und Milde zum Niederlegen der Waffen zu bringen. Als im Juni 1795 die Emigrierten in Quiberon gelandet sind, marschiert Hoche sogleich auf Auray, schließt jene ein, schlägt 16. Juli den Grafen von Hervilly, erstürmt am 21. das Fort Penthièvre, drängt die Royalisten ans Meer und zwang sie, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Er, der ungebildete Mann, zeigt bei aller republikanischen Begeisterung ebensoviel staatsmännischen Takt wie strategisches Geschick, besetzt alle wichtigen Punkte der Vendée und der benachbarten Provinzen und stellt weniger durch Gewalt als durch kluge Maßregeln die Ruhe wieder her, wofür er den Namen »Pacificateur de la Vendée« erhält.

Um den Bürgerkrieg in Feindesland zu tragen, geht er 15. Dez. 1796 mit 20.000 Mann in Brest nach Irland unter Segel; indes ein Sturm vereitelt dieses Unternehmen. Darauf wird er zum Oberanführer der 80.000 Mann starken Sambre- und Maas-Armee ernannt, mit der er den Feldzug von 1797 durch den kühnen Rheinübergang bei Neuwied 18. April eröffnet. Er gewinnt über die Österreicher drei Schlachten und fünf Treffen und dringt bis Wetzlar vor, als ihn die Nachricht von dem von Bonaparte geschlossenen Waffenstillstand von Leoben aufhält. Er stirbt in seinem Hauptquartier zu Wetzlar an einer Unterleibskrankheit.

Hoche war ein stattlicher, feuriger Mann und nicht bloß ein ausgezeichneter Feldherr, sondern auch an Charakter eine der edelsten Erscheinungen der Revolutionszeit und wird noch heute von der republikanischen Partei in Frankreich als einer ihrer Helden gefeiert (auch auf die Bühne gebracht durch Déroulède in dem fünfaktigen Drama »La mort de Hoche«, 1897). Bei Weißenthurm am Rhein und in Versailles wurden ihm Denkmäler errichtet.

Bibliographie

  • Bergounioux, Edouard: Essai sur la vie de Lazare Hoche (Le Mans 1852)
  • Cuneo d’Ornano, Ernest: Hoche, sa vie, sa correspondance (Par. 1892)
  • Desprez, Claude: Lazare Hoche d’aprés sa correspondance (Par. 1858)
  • Escande, Georges: Hoche en Irlande (Par. 1888)
  • Font-Reaulx, Hyacinthe de: Le général Hoche (Par. 1890)
  • Rousselin de Saint-Albin, Alexandre: Vie de Lazare Hoche et sa correspondance administrative (Par. an VI, 1798)
  • Sorel, Albert: Bonaparte et Hoche en 1797 (Par. 1896)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Französische Armee der Napoleonischen Kriege