Britische Infanterie im Zulu Krieg, 1879

Testbericht der 1:72 Figuren von ESCI

2nd Battalion, 4th (The King’s Own Royal) Regiment of Foot, 1:72 Figuren ESCI P-212.

Offizier und Soldaten des 2nd Battalion, 4th (The King’s Own Royal) Regiment of Foot irgendwo in Natal. Die Figuren tragen das britische »1871 pattern valise equipment«, und sie sind mit dem Martini-Henry Gewehr bewaffnet. Die Soldaten sind für The Sword und the Flame (TSATF) und ähnliche Skirmish Wargames einzeln auf 12,7 × 15 mm große, ferromagnetische Fußbrettchen aus 0,2 mm Eisenblech montiert. Die ESCI-Figuren können teilweise oder komplett khakifarben bemalt werden, um britische Infanterie des Zweiten Anglo-Afghanischen Krieges oder des Mahdi-Aufstandes darzustellen.

Inhalt

50 Figuren in 15 Posen – 24 mm entsprechen 173 cm Körpergröße

Britische Infanterie, Zulu Krieg 1879, 1:72 ESCI P-212.
Britische Infanterie, Zulu Krieg 1879, 1:72 ESCI P-212.
Britische Infanterie, Zulu Krieg 1879, 1:72 ESCI P-212.

Bewertung

Sehr schön detaillierte Figuren; Uniform, Waffen, und »1871 valise equipment« sind überwiegend richtig dargestellt. Anstelle der »home service« Uniform mit dem einreihigen Waffenrock »pattern 1874 tunic« mit sieben Knöpfen, Kragenpatten, und spitzen Aufschlägen mit »Austrian knots« (Schoitasch) und paspeliertem Saum, tragen diese Soldaten im Felde den bequemeren »undress frock« ohne Paspelierung und mit nur fünf Knöpfen. Die Schoitasch aus Plattschnur sind flach modelliert und lassen sich gut entfernen oder übermalen, wenn ältere Waffenröcke mit einfachem »cuff loop« (Schleife, 1872) oder »trefoil« (Treff) anstelle der »Austrian knots« dargestellt werden sollen.

Offiziere bevorzugten den leichteren »pattern 1872 scarlet undress frock« (»Indian pattern frock«, »scarlet patrol jacket«) aus Wollserge, mit Stehkragen in Abzeichenfarbe; anstelle der abzeichenfarbenen Aufschlagpatte findet sich hier ein stilisierter Krähenfuß »crows foot« aus goldener Plattschnur. Dazu wurden braune Kordhosen, braune Schuhe, und knielange Gamaschen aus hellem Leinen, braunem oder schwarzem Leder getragen. Offiziere beschafften ihre Uniform und Ausrüstung selbst und unterschieden sich schon deshalb deutlich von den Soldaten ihrer Einheit.

Gute Gussqualität, praktisch keine störenden Gussnähte.

Kompatibel mit Accurate Figures, Imex, Italeri, Jacklex, Revell, Reviresco, und anderen Modellen im Maßstab 1:72.

Die willkürliche Trageweise der Ausrüstung – manche Soldaten tragen den schwarzen Munitionsbeutel (»ammunition bag«) rechts am Koppel, andere irrtümlich links, wo eigentlich der Brotbeutel hingehört – ist für ESCI-Figuren typisch, widerspricht aber leider der beim Militär üblichen, und vorgeschriebenen Praxis. Zudem sind mehrere Figuren mit unvollständiger Ausrüstung unterwegs, so fehlt mehreren Soldaten die Bajonettscheide, andere besitzen keinen Munitionsbeutel, in den hinein der Soldat ein Päckchen mit 10 Patronen entleerte, um dann einzelne Patronen zum Laden des Gewehrs entnehmen zu können.

Die fehlende Degenscheide der Offiziere kann mit einem kurzen Stück Heftklammer dargestellt werden. Der Offizier mit dem viel zu kleinen Fähnchen könnte eine neue Fahnenstange aus 0,6 mm Federstahldraht erhalten, an der eine realistischere Regimentsfahne aus Papier befestigt wird. Die Offiziere benötigen außerdem Feldflaschen, z. B. die »Bryan’s Army Bottle«, eine linsenförmige Glasflasche mit Filzbezug, oder die beliebte Holzflasche mit Filzbezug von »SA Silver & Co« aus London. Beide Flaschen lassen sich aus Modellierwachs, Green Stuff Modelliermasse, oder Pattex Repair Express Power-Knete ganz einfach selbst herstellen.

Der Hornist ist als einfacher Soldat dargestellt, obwohl die Spielleute der britischen Armee ganz anders ausgerüstet waren. Die Schwalbennester fehlen und der »drummer/bugler« dürfte anstelle des Martini-Henry-Gewehrs nur mit dem »Pattern 1856 Drummer’s Sword« bewaffnet sein, das an Trommler, Pfeifer und Hornisten ausgegeben wurde. Spielleute waren Nichtkombattanten, sie fochten nicht in der »thin red line«, sondern leisteten Sanitätsdienst. Selbst wenn Musiker bei Isandhlwana aktiv am Feuergefecht teilgenommen haben sollten, beispielsweise mit einer vom Schlachtfeld aufgenommenen Waffe, blieb vermutlich kaum Zeit zum vorschriftsmäßigen Anlegen der Patronentaschen. Dieser Fehler ist umso bedauerlicher, als es sich bei dem Hornisten um eine wirklich schöne Figur handelt. Wir trösten uns also mit der Vorstellung, dass es sich hier um einen einfachen, aber musikalischen Soldaten handelt, der den gefallenen drummer/bugler seiner Einheit notgedrungen ersetzt.

Bei Isandhlwana und Rorke’s Drift fochten die Soldaten des 24th (2nd Warwickshire) Regiment of Foot in »light fighting order«, nämlich ohne »valise«; die schweren Tornister wurden der Truppe im Feldzug üblicherweise auf Wagen nachgeführt, aber spätestens zum Gefecht abgelegt. Unklar ist, ob die Soldaten bei Isandhlwana das Koppeltragegestell (»braces«) angelegt hatten. In den »Instructions for Fitting Valise Equipment« heißt es dazu:

When the two pouches and the ammunition bag are worn, it is necessary that the braces should be worn to support the waist belt, as the weight of 60 or 70 rounds of ammunition is too great for the waist belt alone.

Historische Verwendung

  • Britische Infanterie und Rifle Regiments, 1871–1888
    • Neunter Grenzkrieg gegen die Xhosa, 1877–1878
    • Zweiter Anglo-Afghanischer Krieg, 1878–1880
    • Zulukrieg, 1879
    • Northwest Frontier, 1877–1888
    • Mahdi-Aufstand, 1881–1899
    • Dritter Anglo-Birmanischer Krieg, 1885–1887
    • Black Mountain Expedition, 1888
    • Black Mountain Expedition, 1891
24th (2nd Warwickshire) Regiment of Foot, 1:72 Figuren ESCI P-212.

Offiziere und Soldaten des 24th (2nd Warwickshire) Regiment of Foot in der Schlacht von Isandhlwana. Ab 1881 führte das 24th Foot den Namen »The South Wales Borderers«. Die Figuren tragen das britische »1871 pattern valise equipment«, und sie sind mit dem Martini-Henry Gewehr bewaffnet. Die Truppen sind auf 38 × 29 mm große Stände für die Spielsysteme Fire and Fury und Complete Brigadier montiert, sie eignen sich aber auch für The Sword und the Flame (TSATF) und ähnliche Skirmish Wargames, die normalerweise mit einzelnen Figuren gespielt werden, die drei bis fünf Mann darstellen.

Das 1882 eingeführte »Pattern 1882 Valise Equipment« unterscheidet sich optisch in erster Linie durch die deutlich größeren Patronentaschen Mark IV für je 40 Schuss, und den Wegfall des Munitionsbeutels für lose Patronen. Streng genommen eignen sich die ESCI-Figuren also nur eingeschränkt für Konflikte nach 1882. Mit der Einführung des neuen Magazine Lee-Metford (MLM) Repetiergewehrs 1888 wurde das Valise Equipment bei der britischen Armee vom »Pattern 1888 (Slade-Wallace) Equipment« abgelöst, und an britisch-indische Truppen weitergereicht, die nun das obsolete Martini-Henry Gewehr erhielten.

Interessante Umbauten

  • Französische Marine-Infanterie in Tropenuniform
    Britische Infanteristen ohne Tornister können als französische Marine-Infanterie bemalt werden.

Bibliographie

  • Instructions for Fitting Valise Equipment (Lond. 1874)

ESCIs britische Soldaten des Zulukrieges sind schön modelliert und bieten viele brauchbare Posen, die Wargamer und Dioramenbauer gleichermaßen zufriedenstellen dürften.

Figuren des Zulukrieges