Défilé

Défilé.

Défilé (franz., »Engweg«), heißt eine jede Verengung des Terrains, daher sind Brücken, Hohlwege, Täler, Städte, Dörfer, Furten, dichte Waldungen, alle von beiden Seiten durch Gebirge, Moräste, Gräben, Anbau den man schonen will, Häuser etc. eingeschlossene Straßen und Wege, Défiléen. Wo nur wenige Mann oder Pferde neben einander, Fuhrwerke und Packwerke aber nur einzeln durchgehen können, sagt man, es sei ein enges Défilé; Saumwege und Fußsteige sind die engsten Défiléen. Durch breite Défiléen können Kolonnen und Abteilungen marschieren; lange Défiléen nennt man diejenigen, wo die Truppen eine lange Strecke Weges nicht aufmarschieren können; beschwerliche sind die Défiléen, wenn die Seiten steil, der Boden steinig, tief ausgefahren oder sehr durchweicht, oder ziemlich steil ist.

Bei der Besetzung eines Défilés kommt es entweder auf die bloße Verteidigung desselben oder auf dessen Behauptung an; die Beschaffenheit des Terrains schreibt dabei die zu nehmenden Maßregeln vor. Bei der bloßen Verteidigung eines Défilés wird hinreichend sein, dasselbe in Flintenschussweite vor sich liegen zu lassen, wenn man nämlich eine durch das Terrain begünstigte Stellung dabei nehmen kann. Unser Feuer wird gegen die feindlichen Kanonen nicht nur, indem sie defilieren, doppelt wirksam sein, sondern auch besonders in dem Augenblick, wo der Feind débouchieren will, ihn völlig vernichten, mag er sich auch immer durch frische Kräfte ersetzen. Ein nachdrücklicher Chok wirkt bei entstehender Unordnung des Feindes das Seinige. Macht das Terrain und die Art des Défilés eine solche Stellung nicht ratsam, so besetzt man das Défilé auch an dem entgegengesetzten Ausgang, und dies vorzüglich, wenn es bei der Verteidigung auch zugleich auf die Behauptung desselben ankommt. Ist letztere der alleinige Zweck, so wird man sich jedesmal beider Ausgänge versichern müssen, und sich so postieren, dass man dem angreifenden Teil überall überlegen ist; man muss dann auch die vor dem Défilé gelegenen Terraingegenstände dazu benutzen. Das schwerere Geschütz wird so postiert, dass es gegen die feindliche Artillerie wirken kann, das leichtere gegen die feindlichen Truppen. Man entzieht aber seine Hauptmacht and Geschütz und Truppen dem feindlichen Feuer, setzt sie erst bei Herannahen der feindlichen Kolonnen in Tätigkeit. Übrigens ist Angriff und Verteidigung eben so, wie bei den festen Posten.

Bei der Kavallerie muss die Verteidigung stets Angriff werden; steht man daher hinter einem Défilé, so postiert man die Kavallerie seitwärts desselben, damit sie dem sich entwickelnden, und durch unser Feuer bereits verwirrten Feind, in die Flanken fallen kann. Je schwächer das zur Verteidigung eines Défilés bestimmte Detachement ist, je näher muss es sich an dasselbe heran stellen; die hierdurch entstehenden Nachteile müssen dann durch künstliche Befestigung gehoben werden, wenn keine natürliche da ist.

Beim Angriff eines Défilés oder der hinter demselben zur Verteidigung aufgestellten Truppen, engagiert man sich zuerst mit seinen leichten Truppen und seiner Artillerie. Wird hierdurch das Feuer des Verteidigers geschwächt, seine Aufmerksamkeit geteilt, oder wohl gar irre geleitet, so rücken die bis dahin versteckten geschlossenen Haufen zur Erstürmung des Postens an. Hierbei muss man vermeiden, dass die stürmenden Kolonnen nicht ihrem eigenen Artilleriefeuer im Wege sind.

Wenn man nun ein Défilé passiert, so muss dies unter allen Umständen so rasch wie möglich geschehen. Geschieht dies vorwärts, so muss die leichte Infanterie den Anfang machen; rückwärts macht die geschlossene Infanterie, welche natürlich ihre Tirailleurs hat, um sich gegen die feindlichen zu verteidigen, den letzten Abzug. Die Kavallerie und Artillerie darf nie weder den ersten Übergang, noch den letzten Abzug aus einem Défilé machen.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Défilé (franz., »Engweg«), jeder Weg, der durch Hindernisse im Gelände so beengt ist, dass er nur in verhältnismäßig schmaler Front zu marschieren gestattet. Défilés können zur Verbindung zweier Abschnitte dienen, wie z. B. Brücken und Dammwege, oder es sind Straßen, die oft meilenweit durch unzugängliches Gelände, Ortschaften, Wälder etc. fortlaufen. Führen sie in geringer Breite durch Gebirge, Täler etc., so bildet das Défilé einen Engpass; die Ausgänge heißen Débouchés. Défilés spielen eine Rolle, wenn sie im Rücken eines geworfenen Korps liegen, oder wenn der Feind ein Korps am Heraustreten aus einem Défilé zu hindern sucht, oder wenn er ein Défilé erobern will. Die hierbei entstehenden »Gefechte um Engwege« (Défilés) sind meist sehr blutig, man sucht deshalb ein Défilé so schnell wie möglich zu durchschreiten.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Bibliographie

Glossar militärischer Begriffe