Brandkugel

Brandkugel in Kreuzen, Karkasse. Sie werden für 7-, 10-, 25- und 50-pfündige Wurfgeschütze angefertigt, und bestehen aus einem eisernen Kreuz in Gestalt einer Kugel, welches unten einen starken eisernen Boden hat; der Schmied verfertigt diese Kreuze aus starken eisernen Schienen und Bändern. Der Satz besteht aus 15 Pfund geläutertem grünen Pech, 35 Pfund feinem Pulver, 5 Pfund Mehlpulver, 1 Pfund Talg, 1 bis 1½ Pfund geschnittenem oder gehacktem Werg. Das eiserne Kreuz wird zuerst mit einem Sack von Zwillich, der genau darüber passt, und der Mantel heißt, überzogen, so dass oben das Mundloch offen bleibt, welches nachher mit dem Sack, vermittelst einer Schleife von durchgezogenen Bindfaden, verschlossen werden kann; dies nennt man bemanteln. Hierauf wird der Satz hineingefüllt, bei dessen Zubereitung man aber die größte Vorsicht anwenden muss, wenn diese Arbeit nicht gefahrvoll werden soll.

Zuerst wird das Pech flüssig gemacht, und dann das Talg hinzugetan. Wenn hiervon nun ein violett scheinender Dampf aufsteigt, nimmt man die Masse vom Feuer, lässt sie stehen, bis sie nicht mehr aufwallt, damit sich alle Unreinheiten setzen; während dieser Zeit ist ein Loch in der Erde gut aufgeheizt, das Feuer aber bis auf einige glühende Kohlen herausgenommen, und darauf ein Kessel gesetzt, der vollkommen rein, und rings um mit Erde verdämmt sein muss. In diesen Kessel, der jedoch noch über die Hälfte aus der Erde hervorragt, wird das flüssige Pech nun ganz behutsam gegossen, damit die auf dem Boden befindlichen Unreinheiten zurückbleiben. Das Korn- und Mehlpulver ist unterdessen auf der Reibetafel mit den Händen untereinander gemengt, und in 6 bis 8 gleiche Teile in verschiedene Mulden geteilt, mit denen die Arbeiter wenigstens 10 Schritt auseinander gestellt werden. Man streut nun zuerst etwa 1 Lot Pulver auf das Pech, um zu sehen, ob dasselbe noch zu heiß sei; schäumt es hierbei in die Höhe, so muss es noch ein wenig stehen, doch darf es nicht zu kalt werden, weil sonst der Satz leicht misslingt. Wallt das Pech nach nochmaligem Aufstreuen des Pulvers nicht mehr auf, so schütte man erst 4 Lot, und dann ungefähr 1 Pfund über die Oberfläche, und jetzt kann man sicher sein, dass kein Aufwallen weiter stattfindet. Sogleich rührt ein Mann mit einem Brechholz das Pulver unter; so wie nach und nach die übrigen Mulden mit dem Pulver hineingeschüttet werden, treten auch die Arbeiter hinzu, und brechen den Satz mit ihren Brechhölzern, die ganz wenig mit Leinöl bestrichen sind, damit sich der Satz nicht an ihnen festsetze. Zu heftige Reibungen der Brechhölzer an einander oder an den Wänden des Kessels müssen sorgfältig vermieden werden. Nachdem das Pulver völlig mit dem Pech vermischt ist, und sich kein Klumpen mehr zeigt, wird das kleingeschnittene oder gehackte Werg hinzugetan; ist auch dieses gut untergearbeitet, und fängt der Satz an geschmeidig zu werden, zu schwitzen, welche man erkennt, wenn er glänzende Blasen wirft, so ist er zum Stopfen tauglich. Zwei Mann reichen den Satz mit hölzernen Kellen zu, der dritte stopft mit einem Stopfer das Kreuz voll, von welchem der Mantel bis auf die Hälfte zurückgestreift ist. Die Hände sowohl, als die Satzkellen und die Stopfer werden mit Leinöl bestrichen, doch nicht zu oft, weil dieses sonst dem Satz schadet; es müssen keine Lücken in dem Kreuz bleiben, oder etwas von dem Satz zwischen ihn und den Mantel kommen. Ist die Kugel ganz gefüllt, so treibt man einen mit Leinöl bestrichenen hölzernen Lehrpfropf in das Mundloch, zieht den Mantel dicht zusammen, und setzt sie zum Erkalten bis an den Pfropf in ein Loch in der Erde, über welche man dann eine Pulvertonne deckt. – Wenn die Kugel kalt ist, wird der Lehrpfropf herausgenommen, die Fläche des durch ihn erzeugten Lochs in dem Satz mit Löschpapier ausgewischt, und mit einem Kratzeisen das Mundloch rein gekratzt; die Öffnungen zwischen dem Kreuz und dem Satz werden mit Zünderkitt verschmiert. Hierauf schlägt man das Loch bis an die Mündung mit Zündlichtersatz voll, welches die Zehrung heißt; mit der letzten Schaufel Satz werden 2 Stücke Zündschnur, über Kreuz gelegt, so eingeschlagen, dass die 4 Enden heraushängen; endlich legt man die Zündschnur zusammen, bedeckt sie mit einer Platte von starkem oder doppelten Papier, näht über das Mundloch eine leinene Platte, und taucht zuletzt die Kugel in ungeläutertest schwarzes Pech, welches taufen heißt. Zum Trocknen wird sie dann auf eine Stange gehängt, wozu eine Schleife an dem Mantel befindliche ist.

Die Brandkugeln können höchstens nur auf Entfernungen von 500 bis 1000 Schritt weit geschossen werden, da sie weit leichter sind, als die übrigen Kugeln, nicht ganz rund sein können (weil sie sonst zu wenig Satz fassen würden), und daher einen weit größeren Widerstand in der Luft erleiden. Auch darf man die gewöhnliche Feldladung nicht nehmen, weil sonst der Satz aus den Kreuzen geworfen wird, oder letztere wohl gar springen; erhöht man das Geschütz über 30 Grad, so wird der Bogen zu hoch, und die Brandkugeln würden in die Erde dringen, und die verlangte Wirkung nicht leisten. Alles dieses gilt auch von den Leuchtkugeln; die Ladungen sind daher
beim 10-pfünder 16 bis 24 Lot
beim 25-pfünder 24 Lot bis 1¼ Pfund
beim 50-pfünder 24 Lot bis 2 Pfund
bei der 7-pf. Haubitze mit 12 Grad Erhöhung 20 bis 24 Lot
bei der 10-pf. Haubitze mit 12 Grad Erhöhung 1 Pfund bis 1¼ Pfund

Brandkugel (Karkasse), Geschoss zum Entzünden von Gebäuden etc., bestand aus dem kugelförmigen, eisernen Brandkreuz, das, mit Brandsatz gefüllt, mit einem Zwillichsack überzogen und mit Sackband bestrickt, in flüssiges Pech getaucht wurde. Ihrer geringen Haltbarkeit wegen, wurden sie bald durch die Brandbomben (s. Bomben) ersetzt. Zu gleichen Zwecken dienten auch glühend gemachte Kanonenkugeln (Glühkugeln). Vgl. Brandgranaten.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe